Anschlag in IsraelSieben Tote bei Angriff auf Synagoge in Jerusalem
Ein Angreifer schiesst in einer israelischen Siedlung in Ost-Jerusalem um sich. Es ist einer der schwersten Anschläge seit langem.

Bei einem der tödlichsten Angriffe gegen Israelis seit Jahren hat ein Palästinenser an einer Synagoge in Ost-Jerusalem mindestens sieben Menschen getötet. Nach Angaben der Polizei wurden bei dem Angriff während des Schabbat-Gebets am Freitagabend im Viertel Newe Jaakow drei weitere Menschen verletzt. Der Angreifer sei wenig später bei einem Schusswechsel mit Einsatzkräften getötet worden. Die Lage in Israel und den Palästinensergebieten hatte sich nach einer Razzia der israelischen Armee im Westjordanland mit neun Toten stark zugespitzt.
Der Angreifer näherte sich nach Polizeiangaben der Synagoge gegen 20.15 Uhr Ortszeit und schoss dann «auf mehrere Menschen in der Umgebung». Der Mann sei danach in einem Auto geflohen, aber kurz darauf gestellt und getötet worden. Es handele sich um «einen der schlimmsten Angriffe der vergangenen Jahre», sagte Israels Polizeichef Kobi Shabtai. Laut Polizei handelte es sich bei dem Angreifer um einen seit 1967 im von Israel besetzten Ost-Jerusalem wohnhaften Palästinenser.
Regierungschef Natanyahu besucht Tatort
Schalom Borow, ein Friseur, der in der Nähe der angegriffenen Synagoge wohnt, sagte der Nachrichtenagentur AFP, er habe «den Terroristen mit seinem Auto ankommen» sehen. Der Mann habe «in der Mitte der Kreuzung angehalten» und «aus seinem Auto herausgeschossen». Er habe auch dann weiter geschossen, als bereits Helfer zum Tatort geeilt seien. «Ich habe viele Schüsse gehört», berichtete der 18-jährige Student Matanel Almalem, der in der Nähe der Synagoge lebt.
Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu und der rechtsextreme Minister für nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, besuchten den Tatort noch am Freitagabend. Aus der Menge ringsum war der Ruf «Tod den Arabern» zu hören, wie AFP-Journalisten vor Ort berichteten.
In den Palästinensergebieten Gazastreifen und Westjordanland feierten Menschen den Anschlag. In Ramallah im Westjordanland jubelte beispielsweise eine grosse Menschenmenge angesichts des Massakers und schwenkte palästinensische Flaggen.
Angriff löst Bestürzung aus
International löste der Angriff Bestürzung aus. Der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, schrieb im Online-Dienst Twitter von einem «bösartigen Terrorakt gegen Juden am Holocaust-Gedenktag». Am Freitag wurde in vielen Ländern, darunter in Deutschland, der Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung gedacht.
Die USA bezeichneten den Angriff als «absolut entsetzlich». Washington verurteile diesen «mutmasslichen Terroranschlag auf das Schärfste», sagte ein Sprecher des Aussenministeriums in Washington.
UNO-Generalsekretär António Guterres verurteilte die Tat nach Angaben eines Sprechers scharf. Es sei «besonders abscheulich, dass dieser Angriff auf eine religiöse Stätte und am internationalen Holocaust-Gedenktag stattfand».
Höchste Opferzahl seit Zweiter Intifada
Der Angriff ereignete sich einen Tag nach einer Razzia der israelischen Armee im palästinensischen Flüchtlingslager Dschenin im Norden des Westjordanlands, bei der neun Palästinenser getötet worden waren. Eine so hohe Opferzahl bei einem einzigen israelischen Einsatz im Westjordanland hatte die UNO seit dem Ende der Zweiten Intifada, dem Palästinenser-Aufstand von 2000 bis 2005, bisher nie verzeichnet.
Als Vergeltung wurden am Freitag aus dem Gazastreifen Raketen auf Israel abgefeuert. Die meisten Raketen fing die israelische Armee jedoch mit ihrem Luftabwehrsystem ab. Verletzte wurden nicht gemeldet. Die radikale Palästinensergruppe Islamischer Dschihad erklärte, die Raketen seien «Teil einer Botschaft» gewesen, um zu zeigen, dass «palästinensisches Blut nicht billig ist».
Als Reaktion auf die Raketenangriffe flog Israel in der Nacht mehrere Luftangriffe gegen Stellungen der Hamas im Gazastreifen. Ziele seien eine «unterirdische Raketenproduktionsstätte» der radikalislamischen Palästinenserorganisation sowie eine Hamas-Basis im Norden des Gebiets gewesen, erklärte die Armee.
Nach den Luftangriffen war eine weitere Eskalation der Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern befürchtet worden. US-Aussenminister Anthony Blinken will sich bei einem Nahost-Besuch am Montag und Dienstag um Deeskalation bemühen. Wie sein Sprecher sagte, hält Blinken, der am Sonntag bereits Ägypten besucht, auch nach dem Anschlag in Jerusalem an seinen Reiseplänen fest.
AFP/SDA/red
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