Leserreaktionen«Mich stört, dass die Leser so verunsichert werden»
Aussagen des Thuner Hausarztes Daniel Beutler über die Covid-Impfung werden kontrovers diskutiert. Die einen Leser sind dankbar, andere melden Zweifel an.

Daniel Beutler ist der Hausarzt, der den Balanceakt wagt. Er rät niemandem von der Covid-Impfung ab, ist aber selber nicht geimpft und bietet in seiner Praxis auch keine Covid-Impfungen an. Im Gespräch mit dieser Zeitung hat er seine Bedenken erklärt – und damit Diskussionen ausgelöst. So reagierten Leserinnen und Leser:
Dass der Thuner Hausarzt Daniel Beutler von einem durch die Impfung bedingten «Mutationsdruck» auf das Virus spricht, klingt seltsam. Einen «Mutationsdruck» übt beispielsweise radioaktive Strahlung aus. Was Daniel Beutler eigentlich meint, nennen Evolutionsbiologen einen Selektionsdruck. Mutieren tut das Virus ja von ganz alleine, und zwar desto häufiger, je mehr es sich vermehren kann. Je mehr Menschen geimpft sind, desto weniger kann das Virus sich vermehren und mutieren. Ausserdem ist es wesentlich wahrscheinlicher, dass eine Mutation die Impfung einfach wirkungslos macht, als dass sich das Virus derartig gut anpasst, dass es die durch die Impfung gebildeten Antikörper zur eigenen Vermehrung missbrauchen kann. Dann gilt: Nützt nichts mehr, aber schadet auch nicht. Simon Waldmeier, Bern
Danke für den Artikel und dass mal aufgezeigt wird, dass man weder radikal noch ein Anhänger von Verschwörungstheorien ist, wenn man sich nicht impfen lässt. Onlinekommentar von Marianne Wüthrich
Ich verstehe nicht, warum bei diesem Artikel kein Faktencheck vorgenommen wurde. Mich stört, dass Leserinnen und Leser mit «infektionsverstärkenden Antikörper» (ADE) verunsichert werden. Es handelt sich um ein theoretisches Konzept. Gemäss dem Paul-Ehrlich-Institut «gibt es weder im Tiermodell einer SARS-CoV-2-Infektion, noch bei COVID-19-Genesenen oder SARS-CoV-2-Infizierten Hinweise auf das Vorkommen einer ADE-verursachten Infektionsverstärkung». Da es im Labor bis jetzt nicht funktioniert hat, ist der wissenschaftliche Konsens, dass es nur eine Theorie ist und in der Natur nicht existiert. Zudem ärgert es mich, dass von alternativen Behandlungsmethoden geschrieben wird. Ivermectin wird erfolgreich gegen Parasiten bei Mensch und Tier eingesetzt. Gemäss Cochrane.org «zeigen Laborstudien, dass Ivermectin die Vermehrung des COVID-19-Virus (SARS-CoV-2) hemmen kann. Für eine solche Wirkung beim Menschen wären allerdings hohe Dosen des Medikaments erforderlich. Ivermectin wurde von Gesundheitsbehörden als Medikament für COVID-19 nicht zugelassen». Edith Sextl, Bern
Das Erstaunen darüber, dass es eine Position zwischen Impfbefürwortern und Impfgegnern gibt, zeigt nur, wie schlecht die Redaktion dieser Zeitung die Menschen auf der Strasse in den vergangenen Monaten wahrgenommen hat. Militante Impfgegner gibt es etwa so viele wie militante Impfbefürworter. Die allermeisten Menschen sind aber dazwischen, ob nun geimpft oder nicht. Leider ist es so, dass Menschen, die kritische, berechtigte Fragen zum Thema Corona stellen, vor allem von den Medien als Impfverweigerer, Nazis und Verschwörungstheoretiker abgestempelt werden. Die breite Bevölkerung würde das zum Glück nie tun. Monika Hänni, Mittelhäusern
Ich glaube nicht, dass es keine Mittelposition gibt. Es ist doch vielmehr so, dass den Fanatikern beider Fronten – jawohl, soweit sind wir schon – zu viel Aufmerksamkeit zuteil wird. Die weitaus grösste Zahl der Geimpften (wie ich) und der Ungeimpften (wie Daniel Beutler und etliche meiner Freunde) anerkennen die jeweiligen Beweggründe und teilen auch ein gewisses Unbehagen gegenüber medizinischen und politischen Anordnungen. Es ist betrüblich, wie schnell wir uns durch ein solches Ereignis als Volk und als Nation auseinanderdividieren lassen. Wir alle und die Medien sollten uns auf unsere Gemeinsamkeiten besinnen und mit gegenseitigen Anfeindungen aufhören. Roland Lörtscher, Ursenbach
Letzte Woche hatte ich einen Check bei meinem Hausarzt in Thun (nicht Daniel Beutler). Er war nicht nur über falsch informierte Patienten frustriert, die mit abstrusen Impf-Theorien in seiner Praxis erscheinen, sondern vor allem auch über seinen Arzt-Kollegen Daniel Beutler und dessen nachweislich falsche Anti-Impf-Haltung. Es sei unsäglich, dass man solchen Einzelpersonen eine Medienplattform bietet, wo doch 99 Prozent der Ärzte klar hinter der Impfung stehen. Onlinekommentar von Luki Frieden
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