Knappe Niederlage in ZugMit grosser Moral entreissen die SCL Tigers dem Meister einen Punkt
Die Emmentaler verlieren in Zug 2:3 nach Verlängerung. Es wäre sogar mehr drin gewesen als dieser eine Punkt.

Es ist eines jener Spiele, wo die Beteiligten den Kopf schütteln werden, und sagen: «Das ist eben Eishockey.» Eine verrückte Schlussphase erlebten die 6807 Zuschauer im Duell zwischen Meister und krassem Aussenseiter, eine Schlussphase, in der die Langnauer gross aufspielten. Aus dem Nichts heraus glückte Harri Pesonen zwölf Minuten vor Schluss der Anschlusstreffer, und nur wenig deutete in jener Phase darauf hin, dass der Treffer mehr als statistischen Wert haben würde. Es war das 50. Tor des Langnauer Ausländerquartetts.
Doch plötzlich wuchs das Selbstvertrauen in jenem Mass, wie es beim EV Zug abnahm. Natürlich, wenn Zugs Nationalspieler Lino Martschini in den Schlussminuten eine seiner drei glasklaren Chancen zum 3:1 genutzt hätte, niemand hätte etwas sagen können. Niemand konnte aber auch von unverdient reden, als Topskorer Jesper Olofsson zwei Minuten vor Spielende ausglich. Und niemand hätte sich beklagen können, wenn die Tigers auch den Zusatzpunkt geholt hätten. Doch letztlich war es «Chancentod» Martschini nach einem der vielen Breaks, der doch noch zum Matchwinner wurde.
Punnenovs im Mitteldrittel manchmal sogar mirakulös
Olofsson hatte zu Beginn des zweiten Drittels nach einer Liederlichkeit in der Zuger Abwehr aus bester Position das 1:0 für Langnau vergeben. Der Topskorer scheiterte an Leonardo Genoni, und wenig später war Langnau anstatt in Führung in Rückstand. Zug zog bei einer Strafe gegen Yannick Blaser ein beeindruckendes Überzahlspiel auf, und die Paradelinie nutzte schliesslich ihre fünfte Chance in dieser kurzen Zeit durch Reto Suri nach schöner Kombination über Lino Martschini und Jan Kovar. Knapp zwei Minuten später erhöhte Fabrice Herzog in Unterzahl. Die «Special Teams» standen auch anschliessend im Fokus, vor allem, weil sich die Langnauer das Leben mit drei weiteren Strafen bis zum Ende des Mittelabschnitts schwer machten. Dank Ivars Punnenovs, der das Privatduell gegen die Zuger Scharfschützen gewann, hatte immerhin das knappe Zwischenresultat vor den letzten 20 Minuten Bestand.
26 Punkte trennten die beiden Teams vor der Partie, Langnau hatte zuletzt auswärts fünfmal in Serie verloren. Angesichts von unterschiedlichem Potenzial und Voraussetzungen keine Sensation, aber der Meister unterschätzte den Gast keineswegs. Ende September hatten sich die Zentralschweizer beim 2:1 in der Ilfishalle äusserst schwer getan, letztlich nur dank zweier Tore von Carl Klingberg gewonnen. Dass die Mannen von Jason O’Leary an einem guten Tag auch Spitzenteams gefährden können, ist hinlänglich bekannt.
So entwickelte sich das Startdrittel zur ausgeglichenen und zähen Angelegenheit, mit nur leichtem territorialen Plus für den EVZ. «Wir kreieren zu wenige Chancen», zog Zugs Verteidiger Claudio Cadonau ein Zwischenfazit, das man auch auf beide Teams ausweiten konnte. Langnau kam immerhin einige Male vor den sechsfachen Meistergoalie Leonardo Genoni, Jesper Olofsson (zweimal) und Flavio Schmutz vergaben die besten Chancen. Das torlose Unentschieden nach 20 Minuten, es war aber zweifellos ein Teilerfolg. Es sollte nicht der letzte des Abends bleiben.
Marco Keller ist seit Mitte der 1990-er-Jahre Sportjournalist. Für Tamedia schreibt er seit 2013 hauptsächlich über Eishockey, daneben beschäftigt er sich auch mit Fussball und verschiedenen anderen olympischen Sportarten.
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