Neue Clariant-Chefin ist in Sicht – und ein neuer Jobabbau
Schon im Sommer könnte eine Frau an die Spitze des Konzerns kommen. Sie dürfte dann nach den Kürzungen von bis zu 600 Stellen eine weitere Abbauwelle ankündigen.

Der Spezialchemiekonzern Clariant will in einer ersten Welle 500 bis 600 Stellen abbauen, um so die verhaltene weltweite Nachfrage auszugleichen. «Mit den Einsparungen von 50 Millionen Franken werden wir das hoffentlich überkompensieren», sagt Verwaltungsratspräsident Hariolf Kottmann dieser Zeitung.
Vor allem Nord- und Lateinamerika sowie Asien sind von den bis 2022 geplanten Kürzungen betroffen. In der Schweiz geht es um 20 der hier noch angesiedelten insgesamt 525 Mitarbeitenden. Insgesamt hat der Konzern derzeit rund 17'000 Angestellte. Eine zweite Welle folgt jedoch. Sie dürfte sich diesen Sommer schon abzeichnen.
«Wir müssen die Grösse und Leistungsfähigkeit unserer Service-Center und unserer Forschung in Relation zu der kleineren Firma bringen», erklärt Kottmann. Wie viele Jobs gekürzt werden müssen, ist jedoch noch unklar und dürfte sich auch erst mittelfristig zeigen. «Ein Kahlschlag wird es jedoch nicht.» Betroffen sollten neben dem Hauptquartier auch die Service-Center in Polen, Indien und China sein.
Shortlist mit bis zu sieben CEO-Kandidaten
Diesen Sommer sollte auch die Nachricht über die neue CEO kommen. «Ich denke schon, dass das in den nächsten Monaten sein wird», sagte Kottmann. Derzeit gibt es eine Shortlist mit bis zu sieben Kandidierenden, darunter auch einige Frauen. Die Auswahl, an der der gesamte Verwaltungsrat beteiligt ist, sei jedoch sehr aufwendig und kompliziert.
Clariant sieht sich strategisch mit seiner Verkleinerung auf die Divisionen Care Chemicals (Substanzen für Waschmittel oder Kosmetik), Katalysatoren sowie Natural Resources (Substanzen für Erdölindustrie und Bergbau) auf dem richtigen Weg. Der Konzern erwartet aber ein schwieriges Jahr, wegen der Krise vor allem in der Automobil- und Elektronikindustrie. Der Umsatz war in den weitergeführten Geschäften 2019 mit 4,39 Milliarden praktisch stabil geblieben.
Untersuchung der EU-Wettbewerbsbehörde
Der Reingewinn brach zwar um 90 Prozent auf 38 Millionen Franken ein, dies aber aufgrund von Rückstellungen wegen Untersuchungen der EU-Wettbewerbsbehörde wegen eines Korruptionsfalls von Clariant-Mitarbeitenden. Details sind wegen laufender Untersuchungen noch nicht bekannt.
Der Ausblick für 2020 ist verhalten, Kottmann gab sich wie bekannt vorsichtig: «Wir erwarten noch gedämpftere Wachstumsmöglichkeiten.» Denn die Konjunkturdelle wie auch Wechselkurseffekte dürften Clariant belasten. Nur dank neuen Produkten und Kosteneinsparungen in allen Geschäftsfeldern will der Konzern seine Betriebsgewinnmarge auf Stufe Ebitda weiter verbessern. Nach Einmaleffekten war sie schon 2019 von 11 Prozent auf 18,5 Prozent gestiegen. Für Clariant ist dies der Beweis, dass der Konzern mit seiner Verkleinerung und Konzentration auf höhermargige Geschäftsbereiche auf dem richtigen Weg ist.
Trotz des Gewinnrückgangs will Clariant eine unveränderte Dividende von 55 Rappen zahlen. Die Aktionäre erhalten zudem eine Sonderausschüttung in Höhe von drei Franken pro Aktie, die aus den Verkäufen der Geschäftseinheiten rührt.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch