FC ThunNeues Jahr, alte Probleme
Die Berner Oberländer starten mit einer 0:1-Niederlage gegen den FC Aarau in die Rückrunde – auch weil sie unverändert ineffizient sind.

In Mauro Lustrinellis Gesicht erkennt man in diesem Augenblick: Fassungslosigkeit, Entsetzen. Wie sein Spieler diese Möglichkeit bloss habe auslassen können, dürfte sich der frühere Nationalstürmer gerade fragen. Ausgerechnet Leonardo Bertone, ausgestattet mit einem vorzüglichen rechten Fuss und oft schon Schütze wunderschöner Treffer, vergab eben aus rund 12 Metern, nachdem er unverhofft alleine vor Aarau-Keeper Simon Enzler aufgetaucht war. Dimitri Oberlin hatte beim Pressing Innenverteidiger Aleksandar Cvetkovic unter Druck gesetzt; dessen Pass ins Nirgendwo erwies sich als im Grunde hervorragende Vorlage für Bertone.
Der Mittelfeldspieler liess die riesige Gelegenheit zum 1:1 in der 64. Minute aus. Es sollte die beste Ausgleichschance bleiben. 0:1 unterliegt der FC Thun im Brügglifeld vor 3000 Zuschauern. Sein Start in die zweite Saisonhälfte: Er missrät.
15 Abschlüsse, 0 Tore
Nun wäre es hochgradig ungerecht, Bertone die Alleinschuld daran zu geben. Vielmehr machte es den Anschein, als hätten die Berner Oberländer ihre Probleme mit ins neue Jahr genommen. Abermals verlieren sie ein Spiel, in dem das Gegenüber nicht besser war. 15-mal schiessen sie aufs gegnerische Tor; das sind 4 Abschlüsse mehr als das Heimteam.

Dieses ist zwar deutlich öfter in Ballbesitz, erarbeitet sich aber keine einzige Grosschance. Der aufgerückte Linksverteidiger Bastien Conus trifft in der 36. Minute aus 18 Metern; die Thuner müssen sich in dieser Situation vorwerfen, dass sie den Gegner zu sehr haben gewähren lassen.
Konfus und konzeptlos
Fast schon alarmierend ist aus ihrer Sicht, wie wenig überzeugend die Reaktion auf den Rückstand gerät. Vor allen Dingen in den letzten 20 Minuten ist der Auftritt sehr konfus. Konzeptlos scheint ihr Spiel zu diesem Zeitpunkt. Diverse Offensivkräfte stehen auf dem Platz; nicht einen ordentlichen Angriff kriegen sie hin.

Die Oberländer werden im Kampf um den Aufstieg in die Super League damit weiter zurückgebunden. Eine gemessen am Potenzial des Kaders enttäuschende Hinrunde absolvierten sie, 22 Punkte aus 18 Partien und Rang 7 resultierten. Und nun verpassen sie es, zu den Aargauern aufzuschliessen; stattdessen beträgt der Rückstand auf diese bereits 6 Zähler.
Matic ist aktuell die Nummer 1
Coach Lustrinelli nominierte erneut ein 4-4-2 mit Mittelfeldraute. Im Tor erhielt Mateo Matic den Vorzug vor Nino Ziswiler, Aufbauer Fabian Rüdlin spielte wie in den Testpartien als Innenverteidiger, Daniel Dos Santos neben Roland Ndongo als Stürmer. Captain Marco Bürki und Schlüsselfigur Oberlin nahmen auf der Bank Platz, weil sie Teile der Vorbereitung verletzt verpasst hatten und noch nicht bereit für 90 Minuten waren.
Es ist für Challenge-League-Verhältnisse ein sehr ansprechendes Aufgebot, auf das der FC Thun in Aarau zurückgreifen konnte, obwohl mit den Defensivkräften Nicolas Lüchinger und Jan Bamert potenzielle Stützen ausgefallen waren. Irgendwann wird diese Mannschaft beginnen müssen, ihr Potenzial auszuschöpfen. Möglicherweise aber wird es da bereits zu spät sein.
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