«Aus heutiger Sicht würde ich das anders formulieren»
Der Journalist Mathias Ninck sprach sich 2009 für die Versetzung des Straftäters Markus W. in den offenen Vollzug aus. Im Interview spricht er über seinen damaligen Artikel und seine Begegnungen mit diesem Mann.
Markus W.* täuschte Richter und Gerichtspsychiater. Sie glaubten an seine Besserung. 2009 machte sich auch der Journalist Mathias Ninck in einem Artikel im «Magazin» des «Tages-Anzeigers» für die Entlassung von W. stark. Die «Basler Zeitung» wollte vom Autor wissen, was er heute über seinen kontroversen Artikel denkt und ob er sich vom rückfälligen Sexualstraftäter täuschen liess.
Ein Vorwurf bleibt: Sie haben im Artikel nicht erwähnt, dass W. damals schon 22 Frauen vergewaltigt hatte. Weshalb sind Sie auf die Schwere seiner Taten nicht eingegangen? So haben Sie dem Leser doch Informationen vorenthalten. Aus heutiger Sicht würde ich das anders formulieren. Als ich den Artikel vor vier Jahren schrieb, hatte ich einen Grund, es so zu schreiben. W. war ein Mann, der Frauen vergewaltigt hatte. Dafür war er 20 Jahre eingesperrt, er hatte für seine Taten gebüsst. Ich sagte in dem Artikel: Ein Straftäter, der seine Strafe abgesessen hat, darf wieder in die Gesellschaft zurückkehren und wieder ein freier Mensch sein. Seine Schuld ist abgetragen. Dazu gehört, dass ihm nicht immer der Stempel seiner Tat aufgedrückt wird. Klar bleibt er ein Vergewaltiger, aber das sollte allmählich in den Hintergrund rücken.