VideokonferenzenDer neue Voyeurismus
Eigene Bücherwände und Designermöbel im Hintergrund von virtuellen Sitzungen sind out. Wer etwas auf sich hält, beamt sich in die Milchstrasse oder in eine Villa. Eine geschmeidige, aber auch unheimliche neue Bürowelt.

Fleckiger Asphalt, eine geschlossene Garage. Davor Trump-Anwalt Rudy Giuliani. In der Hitze des Wahl-Showdowns hatte der US-Präsident eine Pressekonferenz auf dem heruntergekommenen Parkplatz des Four Seasons Total Landscaping, einer kleinen Gartenarchitekturbude, anberaumt. Wahrscheinlich, weil er diese mit dem Luxushotel Four Seasons verwechselte. Das absurde Bild ging um die Welt – und der komplett nichtssagende Parkplatz ist nun ein beliebter Zoom-Hintergrund.


Mehrere Hundert Millionen Videokonferenzen finden täglich statt. In der Pandemie ist diese Art der Begegnung, früher nur etwas für Nerds, zum neuen Normal geworden. Den Bildschirm noch ein bisschen nach rechts schieben, den Winkel justieren – jetzt ist der Kopf schön kadriert und vor allem der Kleiderstapel nicht mehr im Bild. Das morgendliche Ritual ist uns altvertraut. Die Sitzung kann losgehen.