Gegen AHV-Reform und sexuelle GewaltProteststreik am 7., Fäuste am 14. Juni
Frauen machen schweizweit mobil – auch in Thun: Am 7. Juni gibt es eine Protestpause gegen die AHV-Revision, am 14. Juni werden die Fäuste gegen sexuelle Gewalt erhoben.

2021 schreibt als Frauenjahr insofern Gechichte, als dass an wichtige Weichenstellungen auf dem Weg zur Gleichstellung von Mann und Frau erinnert wird. Das «Jubiläumsjahr in der Geschichte des feministischen Kampfes», wie 2021 auch genannt wird, befeiert folgende Stationen:
230 Jahre «Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin», eine Art Startpunkt, den Pariserin Olympe de Gouges gesetzt hat; 50 Jahre Frauenstimmrecht in der Schweiz, 40 Jahre Gleichstellung von Frau und Mann in der Schweizer Bundesverfassung und 30 Jahre Frauenstreik. Auf Gemeindeebene gab es vereinzelt Orte, in denen die Frauen bereits abstimmen durften – in Thun zum Beispiel fiel der Entscheid dazu am 2. März 1969.
Protest gegen die AHV-Revision
2019 trafen sich am Frauen*streik die Frauen schweizweit auf der Strasse. An unterschiedlichen Orten erinnerten sie daran, dass die Gleichstellung und Gleichwertigkeit noch längst nicht in allen Bereichen umgesetzt werden. Die für 2020 geplanten Anlässe wurden Corona-bedingt lediglich in kleinem Rahmen durchgeführt, abgesagt oder verschoben.
Dieses Jahr gab es schweizweit Anlässe am 7. Februar zum 50-Jahr-Jubiläum des Frauenstimmrechts, im Juni stehen weitere Aktivitäten bevor – insbesondere zur Ungleichstellung von Frau und Mann. Am 7. Juni um 15.19 Uhr wird in Form einer halbstündigen Pause ein Proteststreik durchgeführt. Der Grund: «Die Frauen protestieren gegen die aktuelle AHV-Reform, die am 9. Juni im Nationalrat debattiert wird», sagt Yvonne Christen Townsend, Gewerkschafterin und Mitglied des Feministischen Kollektivs Thun-Berner Oberland.
Ab 15.19 Uhr arbeiten die Frauen gratis
Am 14. Juni stehen vielfältige Aktionen an drei Schlüsselpunkten auf dem Programm: Am Mittag gibt es landesweit feministische Picknicks, so auch in und um Thun und im Oberland – jeweils individuell organisiert. «Alle sind willkommen, im eigenen Kreis zu einem Picknick einzuladen – je nach Möglichkeit und um ein kleines Zeichen zu setzen», sagt SP-Stadträtin, -Fraktionspräsidentin und Stadtrats-Vizepräsidentin Katharina Ali-Oesch im Namen des Kollektivs.
Um 15.19 Uhr wird in der ganzen Schweiz zum Aktionsmoment aufgerufen. Grund: Ab diesem errechneten Zeitpunkt arbeiten die Frauen aufgrund der Lohnungleichheit gratis. «Wir rufen alle Frauen auf, in dieser Minute in ihrem Umkreis darauf aufmerksam zu machen – unabhängig davon, wo sie gerade sind», erklärt Ali-Oesch.

«2019 war der Beginn der Gratisarbeit noch um 15.24 Uhr – das ist eine Zunahme der Ungleichheit von fünf Minuten pro Tag», sagt die Stadtrats-Vizepräsidentin. Sie ist Mitglied des Feministischen Kollektivs Thun-Berner Oberland (ehemals Frauen*streikkollektiv Thun/Berner Oberland, vgl. Kasten), das den feministischen Postenlauf organisiert hat. Dieser dauert vom 14. bis 27. Juni (siehe Haupttext).
«In Thun wird einzig das Rathaus das letzte und dritte Mal in diesem Jahr violett angeleuchtet.»
Um 18 Uhr beginnen landesweit die Mobilisierungen und Demonstrationen. «Zu diesem Zeitpunkt gibt es Corona-bedingt einzig den Postenlauf, der an diesem Tag seit den Morgenstunden angeboten wird», sagt Katharina Ali-Oesch. Die abendlichen Aktionen seien überall in der Schweiz und regional organisiert. «In Thun wird einzig das Rathaus das letzte und dritte Mal in diesem Jahr violett angeleuchtet», ergänzt sie. Dies sei eine gemeinsame Aktion von allen Stadträtinnen (wir berichteten). «Vermutlich werden sich deshalb zu dieser Zeit etliche Frauen auf dem Rathausplatz treffen.»
Feministischer Kiosk bei Posten 21
Das Feministische Kollektiv hat auch die neue «Zine»-Auflage – abgeleitet vom englischen Magazine – fertig erstellt. Sowohl dieses wie auch Kartensets und weitere Artikel sind im Feministischen Kiosk bei Posten 21, beim Robinsonspielplatz, erhältlich oder können online auf der Website des Kollektivs bestellt werden.
«Wir schreiben die Geschichte neu – mit neuem Namen, neuer Webadresse und neuem Logo», sagt die Studentin Madlen Röthlisberger vom Kollektiv und nennt einen weiteren Punkt: «Zudem finden wir, dass eine Auseinandersetzung mit gendergerechter Sprache wichtig ist.»

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