Nur ein Standort hat Zukunft
Die Spital STS AG bietet mit ihren Spitalbetrieben in Thun, Zweisimmen, Saanen und der Klinik Erlenbach eine Spitalversorgung für rund 170000 Menschen an. Über 92 Prozent aller Behandlungen aus dem Einzugsgebiet werden in diesen Betrieben durchgeführt. Jedes Jahr werden zirka 20000 stationäre oder teilstationäre sowie rund 34000 ambulante Behandlungen vorgenommen; im Akutbereich macht dies rund 100000 Pflegetage pro Jahr aus. Hierfür werden von der Spital STS AG 1700 Mitarbeiter beschäftigt. Vor drei Jahren veröffentlichte der Regierungsrat des Kantons Bern die Spitalversorgungsplanung 2007–2010. Seither sind in der Region Obersimmental–Saanenland die Fronten verhärtet, in der Bevölkerung herrscht Unzufriedenheit. Der Grund: Aus den beiden Betrieben Zweisimmen und Saanen soll ein Spital werden – am Standort Saanenmöser. Die Spital STS AG muss die Spitalplanung gemäss Kantonsvorgaben umsetzen. Das heisst: Die Mittel müssen noch gezielter eingesetzt werden, Standortzusammenlegungen werden unvermeidlich. Und da Zweisimmen und Saanen geografisch zu nahe beieinanderliegen und beide Betriebe unterschiedlich stark defizitär arbeiten, ist eine Zusammenlegung unausweichlich. Dies wurde schon vor Jahren erkannt, noch vor Zeiten der Spital STS AG, als ein Spital für die gesamte Region inklusive Pays d’Enhaut ins Auge gefasst wurde. Doch die Realisierung scheiterte am selben Diskussionspunkt wie heute: der Standortfrage. Der Grund: Die Talschaften waren nicht bereit, «über den Berg zu gehen», um sich in einem neuen Spital und an einem neuen Standort versorgen zu lassen. Heute ist das Dossier Spitalversorgung ein politisches, hochbrisantes Dossier. Die Spital STS AG verfolgt nur ein Ziel: jenes eines Akutspitals in der Region, um das gesamte Einzugsgebiet versorgen zu können. Als Standort wurde Saanenmöser ins Auge gefasst, da dieser Ort geografisch mitten im Einzugsgebiet liegt und für beide Talschaften gut erreichbar ist. Ein Neubau an einem der bestehenden Standorte Zweisimmen oder Saanen wurde aus gesundheitsökonomischen Gründen verworfen. Der Standortvorschlag Saanenmöser stösst im Obersimmental noch immer auf breite Ablehnung. Selbst ein Vermittlungsversuch mit zwei Berner Regierungsräten führte nicht zum erwarteten Ziel. Auch ein Mediationsprozess unter der Leitung von Peter Arbenz mit Vertretern aus dem Simmental (Frau Speiser, Herren Brügger, von Känel, Hodel), Saanenland (Frau Zahnd, Herren Marti, Trachsel, Chissalé) und der Spital STS AG (Herren Schüpbach, Bangerter und Straubhaar, ohne Stimmrecht) führte nicht zum Ziel. Schliesslich wurde von den Regionalvertretern Experte Willy Oggier beigezogen, um zu einem Fachurteil zu kommen. Es wurde vereinbart, dass das Expertenurteil und in der Folge auch als Schiedsurteil von allen Parteien akzeptiert wird. Diese drei Varianten wurden geprüft: 1. Ein Akutbetrieb in Zweisimmen und ein Gesundheitszentrum in Saanen. 2. Ein Akutbetrieb in Saanen und ein Gesundheitszentrum in Zweisimmen. 3. Ein Neubau in Saanenmöser unter Verzicht auf Gesundheitszentren sowohl in Saanen wie auch in Zweisimmen. Das Ergebnis zusammengefasst lautete wie folgt: Versorgungspolitisch bräuchte es in der Region kein Akutspital. Als Standort wäre Saanenmöser richtig, doch regionalpolitisch kaum realisierbar. Fazit: Zwei Gesundheitszentren hätten mehr Chancen. Auf Grund dieses Urteils entschied die Spital STS AG, der kantonalen Spitalversorgungsplanung zu folgen und auf zwei Gesundheitszentren zu setzen. Doch im Nachgang zu diesem Entscheid ersuchten regionale Behördenvertreter und die geschlossen auftretende Ärzteschaft die Spital STS AG, den Standort Saanenmöser doch noch einmal zu prüfen. Der Verwaltungsrat der Spital STS AG bot Hand zu diesem Rückkommensantrag, sofern die Ärzteschaft und die politischen Exekutiven der Region dieses Vorhaben geschlossen und vorbehaltlos unterstützen würden, was umgehend versichert wurde. Die anschliessende Machbarkeitsstudie wurde unter Federführung der Bergregion Obersimmental–Saanenland durchgeführt. Sie ergab, dass ein Akutspital in Saanenmöser machbar ist. Auf Grund dieser Studie und von deren Ergebnissen hat sich die Bergregion für die Weiterführung der Planungsarbeiten für den Standort Saanenmöser entschieden. Der Verwaltungsrat der Spital STS AG hat diesen Entscheid berücksichtigt und beschlossen, das Projekt Saanenmöser weiter zu unterstützen. Nun liegt der Entscheid auf Stufe Politik und bei der Bevölkerung. Die Spital STS AG hat ihre Hausaufgaben gemacht – alle Möglichkeiten wurden evaluiert, Pro und Kontra gegenübergestellt, das Geschäft kommuniziert. Es ist wichtig und richtig, dass sich Regierungsvertreter und Gegner nun an einen Tisch setzen – so wie am vergangenen 9.Februar 2010. Der erste Dialog war konstruktiv, darauf gilt es aufzubauen. Womöglich wird die Gesprächsfortsetzung erst nach den anstehenden Kantonswahlen Ende März stattfinden – aber immerhin Die Region Obersimmental–Saanenland sollte sich zu einem gemeinsamen Standort Saanenmöser bekennen. Denn unabhängig von Grundstücksfragen hat nur ein Standort Zukunft. Sowohl für die Einwohnerinnen und Einwohner des Einzugsgebiets als auch für die Feriengäste und Tagestouristen. Denn ein nur halb ausgelastetes Spital hat in der heutigen Zeit keine Überlebenschance mehr – und ist auch nicht finanzierbar. Der Entscheid über die künftige Spitalversorgung liegt nun also definitiv in der Hand der Politik – und in der Hand der Region und ihrer Bevölkerung. redaktion-bo@bom.ch>
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