Stadtplanung gibt es nicht gratis
Redaktorin Andrea Knecht über das Projekt Neustadt-Lab auf der Berner Schützenmatte.
Die lauen Sommernächte im Neustadt-Lab lassen einen so sehr in Festivallaune schwelgen, dass man dabei beinahe vergisst, wozu das Projekt ins Leben gerufen wurde: als Labor, in dem mögliche Nutzungen der Schützenmatte ausprobiert werden können.
Das Lab ist keine Sommerbar, die mitten im pulsierenden Bern das grosse Geld macht, kein Konzertveranstalter, der sich mit Eintritten sowohl Künstler als auch die eigene Existenz finanziert, sondern Experimentierraum für langfristige Projekte auf dem grossen Parkplatz.
Dass dazu finanzielle Mittel nötig sind, hat man sich schnell zusammengereimt. Insbesondere, wenn es sich beim Ort des Geschehens um die Schützenmatte handelt, die trotz – und vielleicht auch wegen – ihrer zentralen Lage ein Brennpunkt der Stadt Bern ist: Eine Kommerzialisierung des Ortes würde nicht funktionieren, zumindest in diesem Punkt sind sich die Präsidialdirektion und die Organisatoren des Labors einig. Infrastruktur wird benötigt wie auch Personal, damit bei Problemen Ansprechpersonen verfügbar sind.
Die Stadt sollte ihre Wertschätzung für das Labor nicht in salbungsvollen Worten, sondern in Taten ausdrücken: Findet das Neustadt-Lab einen weiteren Sommer statt, muss die Arbeit der Verantwortlichen entsprechend entlöhnt werden.
Vor allem aber sollte sich die Stadt um eine baldige Räumung des Parkplatzes bemühen und die langfristige Gestaltung des Platzes in Angriff nehmen. Das Neustadt-Lab als urbanen Hütedienst für das Problemkind Schützenmatte mit Gratisarbeitskräften zu nutzen, ist unfair und passt nicht zu den Versprechen einer rot-grünen Stadtregierung. Denn in deren Interesse ist eine belebte und friedliche Schützenmatte sehr wohl. Und Stadtplanung hat nun mal ihren Preis.
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