Theaterglück in der Industriehalle
Der Verein Theater Belp will sich in einer Werkstatt den Traum vom eigenen Theater erfüllen. Es ist ein kostspieliges Unterfangen.

An der Decke über der riesigen Werkstatt hängt ein Kran. Die Halle ist mit Maschinen, Baumaterial und Werkzeugen überstellt. Auf dem Boden häuft sich Sägemehl an, Schrauben liegen herum. Ein Angestellter bohrt Löcher in eine Holzplatte, er arbeitet an einer neuen Betontreppe. Sie wird eines der letzten Fabrikate aus der Werkstatt sein.
Ende Monat werden die Maschinen der Firma Schmidt Kunststeine stillstehen. Das Unternehmen wird seinen Betrieb in Belp einstellen. Das Pech der Firma ist allerdings das Glück des Vereins Theater Belp. «Hier wollen wir unser eigenes Theater bauen», sagt Co-Präsident Bernhard Stähli.
Schwierige Suche
Das Theater Belp war früher als Volksbühne Gürbetal bekannt. Der Verein zählt knapp 120 Mitglieder und sei in den letzten Jahren stark gewachsen, sagt Peter E. Wüthrich, der andere Co-Präsident. Über ein eigenes Lokal verfügt der Verein nicht, die Proben finden an wechselnden Orten statt. Und für eigene Vorstellungen bucht die Truppe jeweils das Dorfzentrum Kreuz.
Schon seit einiger Zeit liebäugelt der Verein mit einer eigenen Spielstätte. «Ich habe mir unzählige Bauernhöfe angeschaut», sagt Stähli. Einen passenden Ort fand er nicht. Die alten Militärbaracken beim Restaurant Linde, lange Zeit der Favorit der Theaterleute, waren am Ende nicht zu haben. Erst im Industriequartier wurde der Verein fündig.
Bis zu 200 Sitzplätze
Das Grundstück an der Hühnerhubelstrasse gehört der Gemeinde Belp, die es bisher im Baurecht an die Baufirma abgegeben hat. Per Anfang August soll das Gebäude nun an den Theaterverein übergehen. Die Gemeinde hat keine Einwände.
Das Herzstück des neuen Theaters ist der Theatersaal mit 100 bis 200 Plätzen. Hinzu kommen Garderoben, Toiletten, Lagerräume und ein Bistro. «Das Bistro ist sehr wichtig für uns», sagt Co-Präsident Peter E. Wüthrich.
Damit könne der Verein nebst den Eintritten zusätzliche Einnahmen erzielen. Der Verein setzt aber auch auf die Vermietung der Räumlichkeiten an andere Vereine. «Das Bedürfnis ist gross», sagt Wüthrich, es gebe zahlreiche Interessenten.
Noch fehlt Geld
Zuerst muss die neue Spielstätte nun aber finanziert werden. Stähli rechnet mit Investitionen von 1,5 Millionen Franken, wovon 650'000 Franken auf den Kauf des Gebäudes fallen. Derzeit suchen die Theaterleute nach Unterstützern und Sponsoren. «Wir haben schon einige Zusagen für ein Darlehen erhalten.»
«Das Bistro ist wichtig für die Einnahmen.»
Auch die Gemeinde Belp stellt einen tiefen sechsstelligen Betrag in Aussicht. Die Bedingung sei allerdings, dass der Verein den Finanzierungsnachweis und die Rückzahlung des Darlehens zusichern könne, sagt Gemeindepräsident Benjamin Marti (SVP).
Angebot für die Jugend
Die Leitung des Theaters wird Adrian Kurmann übernehmen. Er führt in Belp bereits den Theaterverlag Elgg und wird ehrenamtlich für das Theater tätig sein. Zumindest in den ersten Jahren werden keine Löhne bezahlt. Kurmann soll dafür sorgen, dass sich das Theaterhaus auch zu einem regionalen Kulturzentrum entwickelt.
«Wir wollen nicht das Stadttheater konkurrenzieren, sondern ein Programm für die Leute aus der Region bieten, insbesondere für Jugendliche», sagt der designierte Leiter. Dazu gehören beispielsweise Gastspiele anderer Theater aus der Region, Lesungen, Konzerte oder Vereinsanlässe.
Das Theater soll im Frühling 2019 eröffnet werden – und den Charme der Industriehalle behalten. Der Kran an der Decke wird bleiben.
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