Vom Hogerland ins Oberland
Ende der 1980er-Jahre wurde das Bauernhaus Untere Grosstanne von Eggiwil ins Freilichtmuseum Ballenberg gezügelt. Dort wird es gehegt und gepflegt. Kürzlich bekam der Hof eine neue Einrichtung und ein neues Dach.
«Natürlich sind wir stolz, dass das Haus im Freilichtmuseum Ballenberg steht.» Die das sagt, ist Lisabeth Bähler. Und nein, sie ist nicht traurig darüber, dass sie nicht mehr in dem alten Gebäude lebt.
Dass sich ihre Trauer in Grenzen hält, hat gute Gründe: Bis Mitte der 1970er-Jahre wohnte Lisabeth Bähler mit ihrem Mann Samuel und den drei älteren der insgesamt fünf Kinder im alten Hof Untere Grosstanne.
Fliessend Wasser fehlte, gekocht wurde auf dem Holzherd. «Und wissen Sie», schaut Lisabeth Bähler zurück, «das reine Vergnügen ist eine Rauchküche nicht.» Trotz allem erinnert sie sich gerne an das alte Haus und freut sich, dass es einen neuen Platz gefunden hat.
Um Familie Bähler soll es in dieser Geschichte aber eigentlich nicht gehen. Vielmehr soll die Rede sein vom alten Bauernhaus Untere Grosstanne, das Ende der 1980er-Jahre von Eggiwil nach Brienz ins Freilichtmuseum Ballenberg gezügelt wurde.
Man darf wohl sagen, das Haus sei in desolatem Zustand gewesen, als sich die Verantwortlichen des Museums entschlossen, es vom Emmental ins Oberland zu bringen. Kein Wunder, stand es doch zu dieser Zeit seit mehr als zehn Jahren leer.
Für den Neubau
Den Anstoss für den Ortswechsel hat vor etwas mehr als dreissig Jahren Emanuel Pulver von der Bernischen Stiftung für Agrarkredite gegeben. Er beriet Familie Bähler, als es darum ging, ob der alte Hof saniert werden sollte – oder ob man nicht besser ein neues Haus aufstellen würde.
Der Entscheid fiel zugunsten des Neubaus aus. Pulver erkannte aber, dass das alte Gebäude erhaltenswert war, und er wandte sich an die Stelle für Bauern- und Dorfkultur.
Es dauerte dann noch ein paar Jahre, bis der Umzug Realität wurde – wegen Kapazitätsproblemen auf dem Ballenberg, wie einem Artikel in der BZ vom September 1987 zu entnehmen ist. Dort steht auch, dass der Kanton gewillt war, die Umzugskosten von 328'000 Franken zu übernehmen. Von Eggiwil erwartete man «keinen Griff in die Kasse», da es sich um eine «finanzschwache Gemeinde» handle.
«Altehrwürdig» ist eine Beschreibung, die dem Bauernhaus, das 1991 auf dem Ballenberg wieder aufgebaut wurde, gut ansteht. Schliesslich stammt es aus dem 17. Jahrhundert, wie man auf der Museumswebsite über «Objekt 351» lernt. Der Vielzweckbau sei «überdurchschnittlich lange in alter Art und Weise genutzt worden», lesen wir weiter. «Erst 1946 wurde der Hof elektrifiziert». Und eben: fliessend Wasser fehlte bis 1974.
Getreide, Vieh, Leinen
«Von der Küche führt eine Treppe hinauf zur Laube, die den ersten Stock auf drei Hausseiten umfasst», schreiben die Museumsleute. Eine Gerümpelkammer mit Werkzeugen sowie Abstellraum für Wagen und Geräte fänden sich dort. Aber auch ein Vorratsgaden und ein Speicher, der Lagerplatz für das Getreide, das im Emmental im 17. Jahrhundert noch im grösseren Stil angepflanzt worden sei.
Und dann folgt ein kurzer Abriss darüber, wie sich das Leben der Bauern im 18. und 19. Jahrhundert verändert hat: Man reduzierte den Ackerbau «zugunsten ausgeprägter Viehzucht und Käseproduktion». Neben der Landwirtschaft brachte die Leinenweberei als Heimarbeit Geld ein. Auch im Haus Untere Grosstanne half die ganze Familie im Webkeller mit.
Besuch von daheim
Dem Hof geht es gut auf dem Ballenberg, er wird gehegt und gepflegt. 2014 bekam er eine komplett «neue» Einrichtung mit Gegenständen aus längst vergangener Zeit. Nicht wenige der Truhen, Möbel, Holzrechen und Geschirrteile wurden von Eggiwilerinnen und Eggiwilern gespendet.
«Wir schauen schon gelegentlich, wie es dem Haus geht.»
Rund 250 Menschen aus dem Dorf liessen es sich dann auch nicht nehmen, bei der Wiedereröffnung dabei zu sein. 2016 wurde ein Teil des Schindeldaches neu gedeckt. Und manchmal bekommt das Haus Besuch von seinen früheren Bewohnern. «Wir schauen schon gelegentlich, wie es ihm geht», sagt Lisabeth Bähler.
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