Es gibt sie wirklich, die Prinzessin
Begeisterung breitete sich aus, als am Amtsmusiktag in Krauchthal die Starjodlerin Melanie Oesch mit ihrer Familie auftrat.
Wenn ein international bekannter Star wie Melanie Oesch auftritt, muss man nicht um die Besucherzahl fürchten. Auch im Festzelt des Amtsmusiktags harrte man des Auftritts der Schweizer Jodlerin mit dem rasanten Zungenschlag. Man hätte sich das Festzelt allerdings voller vorstellen können, als pünktlich um acht Uhr abends die Musikgesellschaft Gstaad mit ihrem Programm begann. Unter den Musikern befand sich auch ein ins Oberland ausgewanderter Krauchthaler, der mit Witz versuchte, das Publikum aus der Reserve zu locken. Doch das verzehrte lieber Steaks und Pommes, schwatzte mit Bekannten und kaufte Lose. Die Hälse reckten sich zum Seiteneingang, die Füsse scharrten unter den Bänken. Die Prinzessin erscheint Endlich. Punkt neun Uhr erschien sie. Schön wie Schneewittchen, gewandet in ein blassgelbes Mieder mit Schürze und einen schwarzen Rock. Nur dass im Schlepptau von Melanie Oesch nicht sieben Zwerge, sondern deren Eltern, Brüder und ein weiterer Musiker marschierten. Unmerklich hatten sich die noch leeren Plätze besetzt, das Gemurmel war verebbt. Melanie ergriff das Mikrofon, gute Laune überschwemmte das Zelt, die Temperatur stieg um mindestens 10 Grad, die Gesichter zeigten ein verzücktes Lächeln. Nun musste das Publikum nicht mehr um Applaus gebeten werden. Willig sang es im Refrain mit, wenn Melanie es wollte. Ihre Lieder kennt die Fangemeinde ohnehin auswendig. Man schunkelte folgsam und sprang auf Wunsch fast die geforderten zwei Meter in die Luft. Die Kinder klebten am Bühnenrand und staunten, dass es die Prinzessin aus dem Fernsehen wirklich gibt. Und dass sie wirklich singen kann, und wie. Diesen Zungenschlag im Ku-Ku-Jodel soll ihr einer nachmachen. Aber schliesslich gehört sie zur dritten Generation einer Musikerdynastie: Oesch's den Dritten eben. «Obschon mer im Bärnbiet sy, chunnt jetz e schnäue Cheib», verkündet die Sängerin. Sie schäkert und scherzt, die Bewunderer gehen bereitwillig auf sie ein. Für die Geburtstagskinder Etwas Exotisches jetzt: ein Cha-Cha-Cha. Dann ein Hit aus der Innerschweiz, «Lustig sy, jutze u jödele». Sie bittet die Geburtstagskinder aufzustehen, singt ein «Happy birthday» und dann den Glücksjodler. Ihre Stimme ist glockenrein, füllt das Zelt mit Glückseligkeit. «Eine Rose blüht in Colorado». Und vom weissen Mond singt sie, am Strand im fernen Land, wo die grosse Liebe wartet. Wie kann man dazu in eine Bratwurst beissen – manchen Menschen fehlt einfach jede Sensibilität. Möglich, dass manche Männer nur wegen ihrer Frauen da sind. Melanie hat nämlich sehr viele weibliche Fans. Sie ist halt so herzerfrischend natürlich, gibt keinen Grund zur Eifersucht. «Und jetzt kommt einer extra für die Mannen: Üse Ätti isch e brave Maa.» Natürlich lässt man sie nicht gehen, als sie ihr «Letztes» anstimmt. «Zugabe», skandiert das Publikum. Schliesslich bildet sich eine Polonaise, und die Menschenschlange umringt die Sängerin auf der Bühne. Nur die anschliessende Autogrammstunde erlaubt Melanie den Abgang.Gertrud Lehmann >
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