Morden, Lügen, Betrügen – alles fürs Geld
Und nur wer seine Menschlichkeit opfert, hat Erfolg.
Der Titel «Frank V.» erinnert an ein Königsdrama von Shakespeare. Und wirklich: Auf der Bühne wird betrogen, gemordet, hintergangen und verführt, dass man als Zuschauer fast die Übersicht verliert. Der Schein ist wichtig in dieser fiktiven Privatbank. Und wer ehrlich sein will, der bleibt auf der Strecke. Da haben wir den Bankdirektor Frank V. (Remy Pfirter), der sogar seine eigene Beerdigung inszeniert, um nachher besser betrügen zu können. Oder seine Frau Ottilie (Dorothea Trauffer), die kaltblütig die todkranke Prokuristin (Ursula Flückiger) vergiftet, bevor diese ihre Sünden beichten kann. Auch die Mitarbeiter in der Bank stehen unter Erfolgsdruck: Nur wer mehr Geld erschwindeln kann, macht Karriere oder rettet gar sein Leben. Der Laufsteg ins Verderben Raffiniert ist das Bühnenbild in der Kupferschmiede. Helle Vorhänge verhüllen gewissermassen die Wahrheit, und auf einem langen Steg in der Mitte präsentieren sich abwechslungsweise die Banker und Bankerinnen. Nach aussen elegant und gepflegt, aber innen intrigant und böse. Und dazu Musik von Paul Burkhard, die melodisch tönt und die bitterbösen Worte noch unterstreicht. Beinahe unerträglich ist die Zerrissenheit beim Publikum in der Spitalszene, als Frank singt, während seine Frau die Giftspritze ansetzt. Einerseits möchte man eingreifen, und doch fasziniert anderseits die Durchtriebenheit und Skrupellosigkeit des Paares. Man staunt, man kann sogar lachen, bewundert, aber fühlt sich gleichzeitig auch abgestossen von der verlogenen Gesellschaft. Das Ensemble des Theater- und Kunstvereins Langnau überzeugt an der Premiere am Donnerstag mit seinem eindrücklichen Spiel: Mimik und Gestik passen sich der Handlung an, und als Zuschauer verfolgt man gebannt den Untergang der alten Führung der Privatbank. Parallelen zu heutigen Diskussionen um Boni und Bankenkrisen drängen sich fast zwangsläufig auf, und man fragt sich erstaunt, ob dieses Stück wirklich vor rund fünfzig Jahren geschrieben wurde. Die Inszenierung von Patrick Martignoni passt auf jeden Fall vorzüglich in die aktuelle Diskussion. Und wie Frank V. am Schluss feststellen muss: Es gibt im Leben doch Gerechtigkeit. Auch seine Pläne missraten gründlich. Statt Karriere und Luxus wartet auf ihn der Tod im Tresor. Doch die Bank lebt weiter. In der sechsten Generation. Kathrin SchneiderWeitere Aufführungen: 2., 3., 6., 7., 8., 9., 10.April jeweils 19.30 Uhr in der Kupferschmiede Langnau. Vorverkauf: Tel. 034 4099595, Reisebüro Aebi, oder www.theaterundkunstverein-langnau.ch. Mehr zu Friedrich Dürrenmatt im Zeitpunkt auf Seite 31. >
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