Alles aber viel langsamer. Die drei heissesten Sommer in der Schweiz seit 1864 fanden ab 2015 statt. Noch nie gabs so viel CO2 in der Luft wie heute. Das lässt sich – unter anderem anhand von Luftbläschen im Gletschereis – beweisen und quantifizieren: Es sind 35 Prozent mehr als in den ganzen 800000 Jahren zuvor, bilanzierte Stocker. Im Auftrag der Politik erarbeiteten Wissenschaftler aus der ganzen Welt vielseitige Klimaberichte für die Vereinten Nationen.
In einem «Summery for Policymakers» wird dann kräftig zusammengefasst. Stocker hat an den Berichten, aktuell ist es der fünfte, mitgearbeitet. Die anerkannten Resultate: Die Erwärmung des Klimasystems ist eindeutig. Der Einfluss des Menschen auf das Klimasystem ist klar. Die Beschränkung der Erwärmung erfordert eine Reduktion der CO2-Emissionen auf null. 2015 beschloss die UN-Klimakonferenz in Paris, dass die globale Erwärmung unter 2 Grad, wenn möglich aber auf 1,5 Grad gesenkt werden soll. Es ist dieses Paris-Ergebnis, das scheitern könnte.
Jedes halbe Grad zählt
Die Folgen der 2-Grad-Erwärmung zählte Stocker anhand von drei Dingen auf: 99 Prozent der Korallenriffe gehen verloren, die Arktis ist im Sommer alle 10 Jahre eisfrei, 18 Prozent der Insekten, 16 Prozent der Pflanzen, 8 Prozent der Wirbeltiere verlieren 50 Prozent ihres Lebensraums. Läge die Erwärmung nur bei 1,5 Grad Celsius, blieben immerhin 10 bis 30 Prozent der Korallenriffe erhalten, die Arktis wäre nur einmal pro 100 Jahre eisfrei, und nur 6 Prozent der Insekten, 8 Prozent der Pflanzen und 4 Prozent der Wirbeltiere würden 50 Prozent des Lebensraums verlieren.
Eindrücklich Stockers Hintergrundbild für die Ressourcen Gesundheit, Wasser, Land und Biodiversität, die von der Klimaerwärmung gefährdet sind: Es zeigte die fragile blaue Kugel Erde, die vom Mond aus gesehen in einem riesigen schwarzen Raum aufgeht. Soll das Klimaziel erreicht werden, drängt die Zeit: Um die 2-Grad-Erwärmung 2040 zu erreichen, dürfen 790 Milliarden Tonnen Kohlenstoff verbraucht werden; davon sind aber bis 2018 bereits 585 Milliarden Tonnen verbraucht worden.
Auf einem an den Vortrag anschliessenden Podium diskutierte unter der Leitung von Radio-BEO-Chefredaktor Adrian Durtschi Thomas Stocker mit Urs Kessler, CEO Jungfraubahnen, und Nationalrat Erich von Siebenthal, Gstaad, als Vertreter der Politik. Dieser erwies sich als engagierter Vertreter des einheimischen Bau- und Energieprodukts Holz.