Auf den Bobbahnen dieser Welt
Oli Gyger ist erst 19 Jahre alt und fährt schon bei den grössten Profirennen im Bobfahren mit. Sein grösster Traum sind die Olympischen Winterspiele in Peking.

Obwohl das professionelle Bobfahren in den 90er-Jahren dank des Films «Cool Runnings» Kultstatus erlangte, befindet sich der Wintersport heute immer noch in der Kategorie der Randsportarten. «Der Bobsport ist eine Randsportart und bleibt es wahrscheinlich auch», sagt Oli Gyger. Der 19-jährige Thuner ist Anschieber in einem Schweizer Viererbobteam und hat nun beschlossen, sich nach seiner bestandenen Matura – anstelle eines «normalen» Zwischenjahres – ein Jahr lang dem Sport zu widmen. «Mitte Oktober hat das Training in Deutschland begonnen, und danach waren wir in den USA, Kanada und Lettland, wo wir verschiedene Meisterschaften gefahren sind», sagt Gyger.
Grund für die vielen Reisen sei neben den Meisterschaften auch das fehlende Angebot an Bobbahnen, denn auf der ganzen Welt gibt es lediglich fünfzehn Bahnen, die für internationale Wettkämpfe genutzt werden können. «Bobfahren ist kein besonders lukrativer Sport, denn er ist sehr teuer und erfordert vor allem auch eine Menge Zeit», erklärt er. «Deshalb nehme ich mir jetzt diese Zeit, damit ich den Sport richtig erleben kann.»
Eine neue Generation
Bobprofi wurde Oli Gyger eher durch einen Zufall. «Mein Leichtathletiktrainer hat einen Witz darüber gemacht, und irgendwie ist danach der Bobsport bei mir hängen geblieben», sagt Gyger. Seit er 9 Jahre alt war, trainiert Oli Gyger in der Leichtathletikvereinigung Thun. «Für mich ist es wichtig, dass ich schnell sein kann. Der Bobsport verbindet diese Geschwindigkeit und Athletik mit Technik, was ich wirklich mag.»
Ins Bobteam von Michael Vogt schaffte er es dank der Bobtrophy von Beat Hefti, wo man sich am kantonalen Turnfest in Thun auf einer mobilen Anschiebebahn beweisen konnte. «Ich habe in der Bobtrophy gute Resultate erzielt und fahre deswegen seit 2016 im Team mit.»

Es handelt sich dabei um ein sehr junges Team, dessen Pilot Michael Vogt diese Position erst vor einigen Jahren übernommen hat. «Das ist eine Bewegung, die ich immer mehr sehe», sagt Gyger. «Ehemalige Anschieber werden zu Piloten und tragen so dazu bei, dass eine neue Generation von Bobfahrern rekrutiert werden kann. Vielleicht erleben wir in einigen Jahren sogar eine Blütezeit des Bobfahrens.»
Hohe Kosten
Bis zum Trainingsbeginn in Deutschland stand für Oli Gyger und sein Team noch die Suche nach Sponsoren an. «Es ist sehr teuer, Bob zu fahren, und nicht ganz einfach, das Material dafür zu finden», sagt Gyger. «Ich habe beispielsweise vor kurzem neue Schuhe gekauft, was recht kompliziert war. Die Schuhe werden nämlich nicht mehr produziert. Ich musste sie aus diesem Grund von einem Spezialhändler zu einem sehr hohen Preis erwerben und hatte Glück, dass er überhaupt meine Grösse an Lager hatte.»
Auch die Trainings, Reisen und die restliche Ausrüstung eines Bobteams sind sehr kostspielig. «Wir werden zwar vom Verband unterstützt, es braucht aber unbedingt Sponsoren», erklärt Oli Gyger. Dabei soll auch sein zweites Hobby, das Fotografieren und Filmen, helfen: «Wir haben einen Film für unsere potenziellen Sponsoren produziert, damit wir uns vorstellen können und die Sponsoren einen Einblick in unseren Sport erhalten», sagt er.
Ziel Olympia
Das absolute Ziel des jungen Thuners sind aber die Olympischen Winterspiele 2022 in Peking. «Wir werden am kommenden Weltcup versuchen, mit den anderen Teams mitzuhalten, denn beim Bobfahren sind gute Leistungen über die gesamte Saison hinweg extrem wichtig», sagt Oli Gyger. Leider reichte es am vergangenen Wochenende im lettischen Sigulda wegen eines Sturzes nur auf den letzten Platz. «Der Sturz sah zwar schlimm aus, war es aber nicht», beruhigt er. «Es war unser erstes Weltcuprennen. Für mich geht gerade ein Traum in Erfüllung, und je mehr wir fahren, desto besser werden wir und schaffen es vielleicht sogar an die Olympischen Spiele.»
Am kommenden Sonntag, 16. Dezember, fährt Oli Gyger mit seinem Team am BMW IBSF World Cup in Winterberg mit. Alle Neuigkeiten und Livestreams können unter www.ibsf.org eingesehen werden.
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