Valsecchi & Nater sprengten Grenzen
Mit Bananen, Balladen und Seitenhieben schickten die Musikkabarettisten Valsecchi & Nater ihr Publikum im Klösterli Oberhofen auf eine Reise in ihre Gedankenwelt.

Jene Partei, die urschweizerische Werte vehement verteidigt, haben Diego Valsecchi und Pascal Nater besonders auf dem Kieker: «Die wollen, dass alles so bleibt, wie es niemals war.» Amerika habe doch für seine Ureinwohner eine prima Lösung gefunden – die Reservate.
Warum also nicht diese Urschweizer auf einem Areal wie dem Ballenberg ansiedeln, wo sie saftige Braten von schwarzen Schafen verspeisen können? In diesem neuen Land würde es nur einen Radiosender geben, in dem Natalie Rickli die Nachrichten von gestern und vorgestern verliest. «Darf der behinderte Bruder von Toni Brunner dort auch wohnen?», grübeln die Kabarettisten. Das sei ein Grenzfall, den sie mit langgezogenem Wolfsgeheul kommentieren.
Das Programm «Grenzwertig» hält, was es verspricht, und eignet sich weder zum Schenkelklopfen noch für einen ungetrübt lustigen Abend. Gesangsstark eindringlich wirkt ihr Lied «Fahnestange», das vom Waffenhandel erzählt im Land der neutralen Fahne «Weisses Kreuz auf rotem Grund».
Banken und Bananen
Thematisch loten der Walliser Schauspieler Diego Valsecchi und der Winterthurer Musiker Pascal Nater ebenso Grenzen aus. Im Lied «Trau niemandem, der singt» warnen sie Frauen vor Künstlern als Partner. Banken würden nur funktionieren, wenn man an das System glaube: «Glaube ist teilbar. Brot nicht!»
«Deshalb haben wir unseren Beruf. Wir müssen uns nur eine Banane auf den Kopf legen und bekommen dafür Applaus.»
Die Show kippt noch vor der Pause ins clowneske Fach, als sich die beiden eine Banane auf den Kopf legen und mehrfach «Bani Banani» rufen. «Deshalb haben wir unseren Beruf», lässt Valsecchi mit umwerfendem Walliser Dialekt wissen, «wir müssen uns nur eine Banane auf den Kopf legen und bekommen dafür Applaus.
Versuchen Sie das mal in Ihrem Beruf!» Viele im Publikum finden das saukomisch, einige andere verlassen die Vorstellung in der Pause.
Spiel mit der Geduld
Im zweiten Teil spricht Valsecchi die Gedanken eines fiktiven Zuschauers aus: «Irgendwas wird er ja wohl können, hoch oder weit, lang oder kurz. Normal kann ich selbst.» Das Spiel mit der Geduld des Publikums beherrschen die Kabarettisten vortrefflich.
Köppel oder Kachelmann, Kachel oder Köppelmann – zuweilen kann ein Bühnenversprecher ebenso Lacher hervorbringen wie gesetzte Pointen. Ein Lied übers Ableben, «Der kurze Moment, wo alles in mir entbrennt», versetzt die Gäste im Klösterli in eine melancholische Stimmung.
Ein roter Faden ist im politisch eindeutigen, musikalisch brillanten und herausfordernd frechen Programm «Grenzwertig» nicht auszumachen. Doch genau das passt vortrefflich zum kabarettistischen Grenzgang.
Den Abschluss der Kleinkunstsaison im Klösterli bilden am 15. März Schertenlaib und Jegerlehner mit ihrem Programm «Zunder». Die Vorstellung ist ausverkauft.
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