Selbst handeln statt auf die Politik warten
22 Milliarden pro Jahr in der Schweiz sparen: Wie das möglich sein könnte, zeigte ETH-Professor Anton Gunzinger in Zweisimmen.

«Wir müssen handeln und nicht auf die Politik warten», schloss der Autor des Buches «Kraftwerk Schweiz», Anton Gunzinger, sein flammendes Referat zur geforderten Energiewende, schweizweit und global.
«Die anwesenden Politiker ausgeschlossen», präzisierte er und anerkannte damit die vorbildlich eingesetzte Solarenergie in der Region. Etwa im von Gemeinderatspräsident Ernst Hodel im Grusswort erwähnten Bekenntnis von 2012 zum Berner Energieabkommen und mit der Simmental-Arena, wohin der Rotary Club Gstaad-Saanenland und die Arbeitsgruppe Energie der Gemeinde Zweisimmen eingeladen hatten.
Nach der globalen Situation mit unterschiedlichem Energie- und Ressourcenverbrauch zwischen der reichen und der armen Weltbevölkerung präsentierte Gunzinger Forderungen, die in der Schweiz umgesetzt werden könnten. Mit einer Steigerung der Renovationsrate bei sanierungsbedürftigen Häusern von heute 1,1 Prozent pro Jahr, bei der die Sanierungen in 70 Jahren abgeschlossen wären, auf 4 Prozent wären alle Häuser in 19 Jahren saniert. Durch die damit verbundene Umstellung auf erneuerbare Energie würden bereits Milliarden gespart. Als Beispiel verwies Anton Gunzinger auf Solardächer, deren Bau bereits billiger sei als Ziegeldächer.
10 Franken pro Liter Benzin
Den Vollkostenvergleich, der die ganze Lebensdauer des Objektes berechnet, forderte der Referent auch beim Verkehr. Hier stünden öffentliche Ausgaben von 45 Milliarden Einnahmen von 8,7 Milliarden gegenüber. Wieso ein Liter Benzin 10 Franken kosten müsste, begründete er unter anderem mit dem Vergleich des Flächenverbrauchs aller Häuser von 400 km² gegenüber den Strassenflächen von 900 km², von welchen nur 2,9 Prozent genutzt würden. Als Sparpotenzial im privaten Verkehr verwies er auf sechs- bis achtmal weniger Energieverbrauch von Elektrofahrzeugen, die insgesamt auch achtmal weniger CO2 erzeugen.
Schweiz als Selbstversorger
Mit ausgebauten Energiequellen der Sonne, des Windes und der Biomasse unter Einbezug der Stauseen als Energiespeicher könnte die Schweiz autark werden, gab sich Gunzinger überzeugt. Damit wolle er nicht aus internationalen Verbünden aussteigen, sagte er, aber selbst bestimmen, wann und mit wem er Energie austausche.
Auf kritische Fragen antwortete Gunzinger differenziert. Der Salzbatterie aus lauter wiederverwertbaren Stoffen gestand er ihres hohen Gewichtes wegen eine Zukunft eher für stationäre Anlagen zu.
Den Streit zwischen thermischer und elektrischer Sonnenenergie schlichtete er, indem er erstere wegen ihres grossen Platzbedarfes vermehrt in ländlichen Gegenden sah. Alle Forderungen umgesetzt, könnte die Schweiz laut Gunzinger ab dem Jahr 2032 die Energie erneuerbar produzieren, ein Grossteil davon in den Bergregionen, nicht zuletzt für die nächste Generation.
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