Angriff in IsraelSieben Tote nach Schüssen nahe Synagoge in Jerusalem – 42 Personen festgenommen
Die Polizei spricht von einem Terroranschlag, der Angreifer wird erschossen und mindestens 42 Verdächtige festgenommen. Die Hamas bezeichnet die Tat als Vergeltung, Politiker in aller Welt verurteilen das Attentat.

In einer israelischen Siedlung in Ost-Jerusalem sind vor einer Synagoge mehrere Menschen durch Schüsse getötet worden. Die Polizei sprach von einem Terrorangriff mit sieben Toten. Weitere Menschen seien verletzt worden.
Polizeiangaben zufolge kam der Angreifer gegen 20.30 Uhr Ortszeit an der Synagoge an. Der israelische Sender i24 berichtet, dass er wohl mit einem Auto in der Nähe gehalten und kurz darauf das Feuer eröffnet habe. Mehrere Minuten lang sei geschossen worden. Unklar ist, ob der Schütze die Synagoge betreten oder von aussen auf herauskommende Menschen geschossen hat.
Der Angreifer habe versucht, mit einem Auto zu fliehen, schreibt die Jerusalem Post. Dabei habe er in Richtung von herbeigeeilten Polizisten gefeuert. Diese hätten ihn dann mehrere Hundert Meter entfernt vom Tatort erschossen. Die Polizei bestätigte den Tod des Mannes.
Polizei nimmt 42 Personen aus dem Umfeld des Attentäters fest
Wie die israelische Polizei am Samstag mitteilte, wurden mindestens 42 Verdächtige festgenommen. Dabei handele es sich um Verwandte und Nachbarn des Attentäters. Ob den Festgenommenen zur Last gelegt wird, selbst an dem Anschlag oder dessen Vorbereitung beteiligt gewesen zu sein, blieb offen.
Der Anschlag ereignete sich in der Siedlung Neve Yaakov. Der Ostteil Jerusalems wird vor allem von Palästinensern bewohnt, steht aber seit dem Sechs-Tage-Krieg 1967 unter der Kontrolle der israelischen Regierung.
Am Samstag wurden bei einem weiteren Angriff nahe der Jerusalemer Altstadt zwei Menschen durch Schüsse verletzt. Der mutmassliche Täter soll ein 13-jähriger Palästinenser aus dem von Israel annektierten Ostteil der Stadt sein. Er wurde von der Polizei überwältigt.
Die Gewalt in der Region nimmt damit weiter zu. Die im Gazastreifen herrschende radikalislamische Hamas feierte den Angreifer und seine Attacke mit Luftschüssen. Bei dem getöteten Täter handelt es sich nach Medienberichten um einen 21 Jahre alten Palästinenser aus dem Flüchtlingslager Schuafat. Im Westjordanland hupten Autos und Feuerwerk wurde gezündet. Ein Sprecher der Hamas teilte mit, bei dem Anschlag handele es sich um Vergeltung für das Vorgehen der israelischen Armee in der Stadt Dschenin am Donnerstag.
Dort wurden nach Angaben der palästinensischen Gesundheitsbehörde bei Zusammenstössen mit israelischen Soldaten neun Palästinenser getötet und 20 weitere verletzt. Es war einer der tödlichsten Militäreinsätze seit Jahren in dem palästinensischen Autonomiegebiet. Nach Militärangaben wurden die Einsatzkräfte bei dem Versuch beschossen, mehrere Mitglieder der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad festzunehmen.
Einige Stunden später berichtete das israelische Militär, aus palästinensischem Gebiet seien zwei Raketen abgefeuert und abgefangen worden. Israel griff daraufhin nach eigenen Angaben in der Nacht zum Freitag eine unterirdische Produktionsstätte für Militärraketen der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen mit Kampfflugzeugen an.
Attentat am Holocaust-Gedenktag
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu rief am Abend die Bevölkerung dazu auf, das Gesetz nicht in die eigenen Hände zu nehmen. «Dafür haben wir eine Armee und eine Polizei, die vom Kabinett Anweisungen erhalten.» Das Sicherheitskabinett sei für Samstagabend einberufen worden. «Wir werden entschlossen und ruhig handeln.» Israels rechtsextremer Polizeiminister Itamar Ben-Gvir forderte derweil, Bürger «besser zu bewaffnen, um solche Anschläge zu vermeiden».
Politiker in aller Welt verurteilten den Anschlag, den der Täter am Holocaust-Gedenktag verübte, am Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz. UN-Generalsekretär António Guterres liess mitteilen, er sei «zutiefst besorgt über die derzeitige Eskalation der Gewalt in Israel und im besetzten Palästinensergebiet». US-Präsident Joe Biden habe Netanjahu in einem Telefonat «alle angemessenen Mittel der Unterstützung» angeboten, teilte das Weisse Haus mit. Sein Aussenminister Antony Blinken sprach von einem «grauenhaften Terror-Anschlag».
Am 27. Januar 1945 hatten Soldaten der Roten Armee die Überlebenden des deutschen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz im besetzten Polen befreit. Die Nazis hatten dort mehr als eine Million Menschen ermordet.
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