Sozialamt verliert beide Chefs
Knall im kantonalen Sozialamt: Sowohl die Leiterin, Regula Unteregger, als auch ihr Stellvertreter, André Gattlen, haben gekündigt.

Gute Kommunikation hat viel mit Geschick und manchmal auch mit etwas Glück zu tun. Was genau von beidem der kantonalen Verwaltung im aktuellen Fall gefehlt hat, lassen wir an dieser Stelle offen.
Am Montagmorgen war in den Kurzinformationen des Regierungsrates online zu lesen, dass der langjährige stellvertretende Leiter des kantonalen Sozialamtes, André Gattlen, innerhalb der Verwaltung den Job wechselt und Projektleiter bei der Erziehungsdirektion wird.
Dass aber fast gleichzeitig auch Gattlens Chefin, Regula Unteregger, ihre Kündigung eingereicht hat und die Gesundheits- und Fürsorgedirektion in einer wichtigen Phase somit gleich zwei Zugpferde verliert, teilte der Kanton nicht mit. Er überliess es der Stadt Bern, zu informieren, dass Unteregger ab Januar 2018 das städtische Alters- und Versicherungsamt führen wird.
Unteregger leitete das kantonale Sozialamt seit dem Jahr 2000, seit 2006 war Gattlen ihr Stellvertreter. Laut Beobachtern haben die beiden gut harmoniert und galten als «Dream-Team».
War Spagat zu anstrengend?
Durch die Kündigungen sieht sich SVP-Regierungsrat Pierre Alain Schnegg zur Unzeit mit neuen Baustellen konfrontiert. Denn in den nächsten Monaten wird sich der Grosse Rat über Schneggs umstrittene Kürzungspläne in der Sozialhilfe beugen. Die bevorstehenden Abgänge könnten nun einerseits zu einer gewissen Lähmung im Sozialamt führen.
Andererseits haben die Rochaden eine negative Signalwirkung für Schneggs Reformpläne. Besonders für die politische Linke, die die Abbaupläne mit allen Mitteln bekämpfen will, sind sie Wasser auf die Mühlen.
Gerade die anstehende Revision des Sozialhilfegesetzes dürfte Mitauslöser für Untereggers und Gattlens Kündigung gewesen sein. Laut Insidern soll den beiden der Spagat zwischen der eigenen politischen Überzeugung und Schneggs vorgegebener Stossrichtung je länger, je schwerergefallen sein. Unteregger als Sozialdemokratin und auch Gattlen hätten inhaltlich nicht hinter den Kürzungen stehen können.
«Weniger Spielraum»
Für GLP-Grossrätin und Gesundheitspolitikerin Barbara Mühlheim (Bern) kommen die Kündigungen nicht überraschend. «Die Gesundheits- und Fürsorgedirektion war drei Jahrzehnte unter SP-Führung. Seit eineinhalb Jahren gibt ein führungsstarker SVP-Mann die Richtung vor. Leitende Angestellte haben viel weniger Spielraum, ihre fachliche und sozialdemokratische Haltung zu leben.»
Auch Jean-Philippe Jeannerat, Mediensprecher der Gesundheits- und Fürsorgedirektion (GEF), spricht von einem «signifikanten Kulturwechsel», der seit der Stabübergabe von Philippe Perrenoud an Schnegg stattgefunden habe. Über die Motivation hinter den beiden Kündigungen gebe die GEF keine Auskunft. Auch Unteregger selber wollte sich nicht äussern.
Schnegg muss sich in seiner jungen Amtszeit bereits zum zweiten Mal mit gewichtigen Vakanzen befassen. Im Herbst 2016 hatte der umstrittene Chef des Alters- und Behindertenamtes, Markus Loosli, seinen Posten zur Verfügung gestellt. Möglicherweise nicht ganz so freiwillig wie jetzt Unteregger und Gattlen.
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