Duell der Hauptstädte endet erneut torlos
Die Aufholjagd der Young Boys hat am Sonntag einen empfindlichen Dämpfer erlitten: Nach dem 0:0 in Vaduz liegen die Berner zehn Punkte hinter Zürich und Basel. Bereits das Hinspiel in Bern war eine Nullnummer gewesen.
Und dann, in der 93. Minute, hätte ein mühsamer Sonntag für YB sogar zu einem katastrophalen werden können. Ein vermeintlich letzter Eckball für Vaduz, ein letztes Durcheinander im YB-Strafraum, plötzlich lag der Ball frei vor dem Brasilianer Gaspar, der seinen Schuss aus wenigen Metern mirakulös von Marco Wölfli pariert sah. Nach dem tatsächlich letzten Corner wenige Sekunden später war die Begegnung vorbei, 0:0 endete das Treffen zwischen Vaduz und YB, wieder Nullzunull, nachdem schon das Hinspiel in Bern eine Nullnummer gewesen war. Die YB-Spieler schlichen bedrückt vom Platz, dieses Ergebnis konnte sie nicht befriedigen. «Wir wollten hier gewinnen», sprach Vladimir Petkovic, und weil der gute Mann ein schlauer Trainer ist, wusste er natürlich prägnant zu berichten: «Aber wer kein Tor erzielt, der gewinnt kein Spiel.»
Doumbia, der Lichtblick
Es war ja nicht so, dass die Bernerin der Super-League-Enklave Liechtenstein nicht genügend Gelegenheiten gehabt hätten, um drei Punkte zurück in die Heimat mitzunehmen. Angereist waren sie am Samstag, übernachtet hatten sie im Nachbardorf Schaan, und es schien, als ob es die Young Boys gar nicht erwarten konnten, nach drei Wochen Wettkampfpause wieder einen Ernstkampf zu bestreiten. Das Anspiel führten Marco Schneuwly und Carlos Varela ungewöhnlich offensiv aus, Varela stürmte in die Vaduz-Hälfte und wurde nach rekordverdächtigen zwei Sekunden unsanft von den Beinen geholt. Es war ein Spiegelbild der kommenden 94 Spielminuten: stürmische, eher stümperhafte Gäste; kämpferische, ziemlich unzimperliche Gastgeber.
Die Young Boys waren in ihrem 3-4-3-System in einem schwachen Spiel das stärkere Team, technisch besser, taktisch geschickter aufgestellt, doch sie vermochten aus ihren Vorteilen keinen Ertrag zu schlagen. Oft fehlte die letzte Entschlossenheit, ausser Fernschüssen wurde Torhütertalent Yann Sommer vor der Pause kaum gefordert. Eudis war im Sturm eine Fehlbesetzung. Trainer Vladimir Petkovic hatte den Brasilianer, in der internen Hierarchie Angreifer Nummer 7, überraschend nominiert, da Alberto Regazzoni kurzfristig krank ausgefallen war. Eudis wurde in der Halbzeit nach blasser Leistung ausgewechselt – und der Eintritt von Seydou Doumbia wirkte belebend. Der Ivorer deutete erneut seine Stärken an, er suchte konsequent das Dribbling, die überforderten Gegenspieler vermochten mit der Schnelligkeit Doumbias und dessen Finten nicht mitzuhalten. Fünf Chancen erspielte sich der 20-Jährige, viermal scheiterte er an U21-Nationaltorhüter Sommer, der einen spektakulären Fallrückzieher Doumbias mit fantastischem Reflex über die Latte lenkte. Und ein Kopfball Doumbias, der mit adrettem, weissem Haarband auffiel, verfehlte das Tor knapp. Doumbia war der Lichtblick einer YB-Delegation, der die Kontrolle über die triste Veranstaltung mit Fortdauer des Nachmittags immer mehr entglitt.
Zwei Wechsel ohne Wirkung
Die zögerlichen Vaduzer realisierten irgendwann, dass sie kaum ein Tor erzielen würden, wenn sie die gegnerische Spielhälfte weiter mit bemerkenswerter Entschlossenheit grossflächig meiden. Zwischen der 60. und 70. Minute hatte der Aufsteiger seine besten Momente, und Vladimir Petkovic wollte seinem Team mit Personalrochaden neue Dynamik verleihen. Thomas Häberli aber wechselte er nicht für den typengleichen Schneuwly, sondern für Varela ein. Und auch die Massnahme, Gilles Yapi durch den im Zentrum unerfahrenen Sven Lüscher zu ersetzen, zahlte sich nicht aus. Und so durfte Vaduz-Trainer Heinz Hermann analysieren: «YB hatte die besseren Chancen, aber wir hätten auch gewinnen können.» Hermann, Schweizer Rekordnationalspieler, hatte Gaspar (letzte Saison mit 34 Treffern in der Challenge League) unerklärlicherweise im rechten Mittelfeld nominiert. Fast hätte Gaspar ja noch ein Tor im Hauptstädte-Duell erzielt – doch auch so verlief die 93. Minute unerfreulich für YB. Im Tessin erzielte Benjamin Huggel just in diesem Moment das 3:2 für den FC Basel, der nach 0:2-Rückstand in Bellinzona noch gewann und damit wie Leader Zürich (4:0 gegen Aarau) wieder zehn Punkte vor YB liegt.
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