Jung und nicht mehr unbesiegbar
Volero Zürich hat in dieser Saison bereits dreimal verloren – der Ligakrösus ist verwundbar geworden. Die Bernjurassierin Laura Unternährer setzt sich dennoch hohe Ziele.

Am 15. Oktober dieses Jahres steht die Schweizer Volleyballwelt einen Moment lang still. Das Unmögliche ist eingetroffen. Volero Zürich verliert in Schaffhausen zum Saisonauftakt eine äusserst umkämpfte Partie 2:3. Die eindrückliche Serie der Zürcherinnen von 185 Siegen auf nationaler Ebene findet ein jähes Ende. «Schwierig» sei das gewesen und «nicht angenehm», sagt Laura Unternährer.
Über Niederlagen zu sprechen, sind sich die Akteurinnen des zwölffachen Schweizer Meisters nicht gewohnt. Als Einzige im Team hat die Aussenangreiferin das Gefühl der Niederlage mit Volero schon gekannt, das ist allerdings schon lange her. Am 29. Januar 2012 verloren die Zürcherinnen gegen Neuenburg, dazwischen lagen 2087 Tage der Dominanz, in denen es für die Gegnerinnen meist jeweils schon als Erfolg gewertet werden musste, wenn sie gegen Volero einen Satz gewinnen konnten. Sie habe nicht erwartet, dass Volero einmal verlieren werde, sagt Unternährer. Fügt aber an: «Das kann passieren, das ist Sport.»
Jacobis Bedenkzeit
Betrachtet man die Entwicklungen Voleros im Sommer genauer, wird das, was Mitte Oktober wie eine Riesensensation anmutete, erklärbar. Verwaltungsratspräsident und Geldgeber Stav Jacobi hatte auf diese Saison hin das Budget von 4 auf 2 Millionen halbiert; die Weltklassespielerinnen, die das Kader Voleros in den vergangenen Jahren bestückt hatten, wurden an ausländische Topklubs abgegeben und durch junge, unerfahrene Talente ersetzt.
Nach Jahren der Investitionen, die im Gewinn der Champions League gipfeln sollten, aber nicht zum Ziel führten, will sich der gebürtige Russe eine Bedenkzeit nehmen, darüber sinnieren, wohin die Zukunft Volero Zürichs führen soll. Gegenüber dem «Tages-Anzeiger» bezeichnete er diese Saison als «Zwischenjahr», die nationalen Titel sollten auch mit diesem Kader gewonnen werden, und ein Ausrutscher zu Saisonbeginn kann selbst dem Krösus mal passieren.
Eigentlich. Denn gegen Aesch-Pfeffingen und Düdingen folgten weitere Niederlagen, sodass Volero momentan hinter den Baselbieterinnen und punktgleich mit den Freiburgerinnen auf Rang 2 liegt. «Wir brauchten etwas Zeit», sagt Unternährer. Schliesslich seien nicht nur viele Spielerinnen neu, sondern auch der Trainer. Seit dieser Saison steht mit Anderson de Oliveira Rodrigues ein brasilianischer Olympiasieger und Weltmeister an der Linie. Die Kommunikation mit dem Portugiesisch sprechenden Coach sei nicht einfach, sagt Unternährer, allerdings fungierten einige Mitspielerinnen als Übersetzerinnen.
Unternährers neue Rolle
Die Bernjurassierin absolviert ihre siebte Saison bei den Zürcherinnen, und im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren, als sie neben all den Starspielerinnen eher «versteckt» gewesen sei, könne sie nun eine tragende Rolle übernehmen, was für ihre Entwicklung nur förderlich sein könne. Nicht nur die 24-Jährige will sich stets verbessern, sondern das ganze Team. In der «NZZ» bezeichnete Jacobi die diesjährige Equipe als «eine Auswahl von Rohdiamanten, die noch geschliffen werden müssen».
Das ist unter anderem die Aufgabe von Assistenztrainer Gil Ferrer Cutiño. «Die Spielerinnen sind jung und müssen in jedem Spiel dazulernen», sagt der Kubaner und meint, die drei Niederlagen würden immerhin die Spannung in der Liga erhöhen, was für den Sport nur positiv sein könne. Trotzdem ist für ihn klar: «Ich bin hundertprozentig sicher, dass wir Meister werden.»
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