Stockholms Wahrzeichen made in China
Die Goldene Brücke wurde in China gebaut. Nach einem zehnwöchigen Transport soll sie jetzt in Schweden ankommen.

Guldbron, die Goldene Brücke. Etwas Magisches habe sie an sich, schrieb der Kommentator des Boulevardblatts «Aftonbladet»: Du weisst, es gibt sie, und du weisst, sie wird das Gesicht deiner Stadt für ein Jahrhundert und länger verwandeln. Aber du siehst sie nicht. Kaum ein Schwede hat die Brücke je zu Gesicht bekommen. Dabei ist sie von einigem Gewicht, 3700 Tonnen schwer und 139 Meter lang. Und die Stockholmer haben jahrelang gestritten um sie. Vor allem deshalb: weil sie am anderen Ende der Welt gebaut wurde.
Die Goldene Brücke, die zum neuen Wahrzeichen der schwedischen Hauptstadt werden soll, ist made in China. Heute soll die Zhen Hua 33 endlich einlaufen in Stockholm – das Schiff, das die Goldene Brücke in einem Stück um die Welt transportierte. Am 2. Januar waren Schiff und Brücke an der Küste Südchinas losgetuckert: um die Südspitze Indiens, durch den Suezkanal, übers Mittelmeer, den Channel und schliesslich die Ostsee.
Wie die Farbe der Fassaden
Stürme hatten die Fahrt immer wieder aufgehalten. Eva Rosman, die Sprecherin des Projekts, sagt, sie schaue ständig nach der aktuellen Position des Schiffs, das sich langsam, ganz langsam Stockholm nähert. «Ich bin wie besessen», sagt sie.
Die Goldene Brücke wird die Altstadt verbinden mit dem Stadtteil Södermalm. Slussen heisst die Gegend, benannt nach der alten Schleuse zwischen Mälarsee und Ostseewasser, einem Verkehrsknotenpunkt der Stadt: 450'000 Menschen kommen hier täglich durch – mit dem Auto, dem Bus, der Metro, dem Velo, zu Fuss. 80 Jahre alt waren Schleusen, Brücke und Strassen, als der Stadtrat 2013 gegen den Protest von Denkmalschützern einen umfassenden Neubau beschloss, mit der Brücke als prominentestem Puzzleteil. Und warum musste es Gold sein? Zweierlei habe man erreichen wollen, sagt Rosman: Aus der Ferne soll die Brücke gleich ins Auge fallen. «Wenn du dich ihr aber näherst, dann nimmt sie die warmen Gelbtöne der Fassaden auf.»
Auf Kritik in der Öffentlichkeit stiess vor allem der Produktionsstandort China. Da brüste sich Stockholm ständig mit seiner fortschrittlichen Klimapolitik, schrieb «Aftonbladet» – und lasse ein 3700-Tonnen-Monster von China aus um die Welt verschiffen. Das Schwedische Umweltforschungsinstitut IVL errechnete eine CO2-Belastung, die in etwa 3000 Flügen von Stockholm nach New York entspreche. Projektsprecherin Rosman sagt, auf ein Jahrhundert umgelegt, und so lange soll die Brücke mindestens stehen, sehe die Rechnung nicht mehr so schlimm aus.
Wenn die Brücke ankommt, beginnt die Feinarbeit. Das Fernsehen wird den Aufbau begleiten bis in den Herbst, alles live zu sehen als Slow-TV – von den Machern, die den Schweden schon 450 Stunden lang die grosse Elchwanderung in die Wohnzimmer brachten. Ein Publikumserfolg.
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