SVP-Grossrat gegen Migros geht in die nächste Runde
Die Migros hatte eigentlich für ihr Ladenprovisorium schon alles eingefädelt. Doch dann tauchte ein alter Bekannter auf.

Sie werden wohl keine Freunde mehr: die Migros Aare und der Gross- und Stadtrat Stefan Hofer (SVP). Seit Jahren schon bekämpfen sie sich. Bislang führte die Migros nach Punkten, nun aber holt Hofer zum Schlag aus.
Es ist der Zufall, und für die Migros ein ganz blöder, der Hofer dieses Comeback ermöglicht. Die Migros reisst in Hinterkappelen den Chappelemärit ab und will 25 Millionen in einen Neubau investieren.
Während dessen Baus errichtet sie ein Ladenprovisorium auf der Wiese schräg vis-à-vis dem heutigen Standort. Dafür braucht es eine Ausnahmebewilligung, der Kanton hat diese in Aussicht gestellt (siehe Infobox).
Und genau hier will es der Zufall, dass ausgerechnet Hofer im Wohnblock gegenüber der Provisoriumswiese Stockwerkeigentümer ist. Es handle sich um die elterliche Wohnung, so Hofer. Dieser ist also Anrainer und damit zur Einsprache berechtigt. Ein Schlag, der sitzt.
Der Streit fing schon früher an
Die Gemeinde Wohlen bestätigt, dass eine Einsprache eingegangen ist. Namen will sie keine nennen. Hofer bestätigt aber auf Anfrage, dass er der Einsprecher ist. Die Migros sah das Unheil nicht kommen. Die Gemeinde habe sie am Dienstag über die Einsprache in Kenntnis gesetzt.
Noch liege nichts schriftlich vor, man müsse abwarten, so eine Migros-Sprecherin zurückhaltend. Bis dahin will der überrumpelte Grossverteiler nichts zur Sache sagen. Auch nicht dazu, wie sehr die Einsprache ihren Zeitplan verzögert.
Wer die Eskalation in Hinterkappelen verstehen will, muss nach Münchenbuchsee schauen. Dort plante Bauunternehmer Hofer beim ehemaligen Restaurant Löwen eine Überbauung. Gleich gegenüber – Überraschung – steht eine Migros-Filiale.
Damals lief die Sache umgekehrt als heute. Die Migros Aare machte Einsprache gegen Hofer, unter anderem wegen zweier Velounterstände. Laut Hofer ging es der Migros aber um mehr, nämlich um 39 Autoparkplätze, die sie für sich beanspruchte, deren Nutzungsrecht aber Hofer besass. Am Ende unterzeichneten die beiden eine Vereinbarung.
Hofer hielt sich jedoch nicht an seinen Teil und reichte Strafanzeige gegen die Migros wegen Erpressung und Nötigung ein, namentlich gegen die beiden damaligen Geschäftsleitungsmitglieder Anton Gäumann und Beat Zahnd.
Die Migros wiederum reagierte, indem sie Hofers Firma Honag AG beim kantonalen Handelsgericht anklagte. Beide Verfahren sind noch hängig, wie die Parteien auf Anfrage bestätigen.
Warf Migros Hofer aus Zirkel?
Kurioseste Episode des Streits: Hofer behauptete, er sei wegen der Migros aus dem exklusiven Presidents Club des Fussballclubs YB ausgeschlossen worden (damaliger Mitgliederbeitrag pro Jahr: 26'000 Franken).
Die Migros habe YB mit dem Rückzug des Sponsorings gedroht, rund einer Million Franken. YB knickte ein und warf Hofer raus. Die Migros allerdings bestreitet Hofers Schilderung. Die Vorwürfe seien absurd. YB-Insider bestätigten damals aber dieser Zeitung, dass die Migros durchaus Druck gemacht habe. So oder so: Hofer war aus dem Zirkel draussen.
Hofer bestreitet Racheakt
Und nun folgt die Rache. Hofer selber legt Wert auf die Tatsache, dass es ihm gerade nicht um Rache gehe. Sein Argument: «Das Vorhaben der Migros ist schlicht nicht zonenkonform», weil es sich bei der Wiese um Kulturland handle.
Jedem Bauern, der in seiner Landwirtschaftszone auch nur ein Verkaufshäuschen aufstellen wolle, werde dies verboten, so Hofer. Warum gerade der wesentlich grössere Eingriff der Migros nun mit einer Ausnahme bewilligt werden sollte, sei nicht nachvollziehbar.
Als Beispiel nennt er das Migros-Provisorium auf der Kasernenwiese im Berner Breitenrain. Dieses vereitelte der Statthalter damals tatsächlich, weil es nicht zonenkonform war.
Verhandlung ausgeschlossen
Hofer ist sich seiner Sache sicher: «Ich rechne fest mit einem Bauabschlag.» Nun muss die Gemeinde Wohlen entscheiden. Danach käme der Fall an die kantonale Baudirektion.
Weitere Stationen – sie würden eine jahrelange Verzögerung bedeuten – sind das Verwaltungs- und das Bundesgericht. «Wenn es sein muss, ziehe ich die Sache bis zum Ende durch», sagt Hofer. Der letzte Satz in seiner Einsprache sagt alles: «Aufgrund der klaren Rechtslage verzichte ich auf eine Einspracheverhandlung.»
Sie werden wohl keine Freunde mehr.
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