Taucher stellen Suche nach Vermissten ein
Es ist vorbei: Die Behörden haben ihre Suchaktion nach Vermissten im Wrack der Costa Concordia beendet. Noch immer werden 15 Menschen vermisst. Der Bordarzt macht Kapitän Schettino schwere Vorwürfe.
Die Suche nach Vermissten im Wrack der Costa Concordia ist endgültig eingestellt worden. Die Suchaktionen im Inneren des Schiffs würden aus Sorge um die Sicherheit der Taucher beendet, sagte ein Sprecher der italienischen Feuerwehr der Nachrichtenagentur AFP am Dienstag. Technische Studien hätten nahegelegt, dass mit dem deformierten Rumpf des Schiffs zu viele Sicherheitsrisiken verbunden seien, um die Suche fortzusetzen. Angehörige der Vermissten und diplomatische Vertreter seien über die Entscheidung, die Suche einzustellen, informiert worden, hiess es. 17 Tote wurden bislang aus dem vor der Toskana-Insel Giglio havarierten Schiff geborgen, 15 Menschen werden noch vermisst, darunter sechs Deutsche.
Gegen den Kapitän des vor fast drei Wochen gekenterten Kreuzfahrtschiffs Costa Concordia sind inzwischen neue Vorwürfe erhoben worden. Nach Ansicht des Bordarztes Gianluca Marino Cosentino kam der Evakuierungsbefehl nicht von Kapitän Francesco Schettino.
Nicht Schettinos Stimme
Schettinos Verhalten habe zu gravierenden Verzögerungen bei der Evakuierung geführt, sagte Bordarzt Cosentino der Tageszeitung «Il Mattino» vom Dienstag. «Das Besatzungspersonal war schon eine halbe Stunde lang zur kompletten Evakuierung bereit, bevor per Lautsprecher der Befehl zum Verlassen des Schiffes kam», wurde Cosentino zitiert. Der Evakuierungsbefehl war seiner Ansicht nach nicht vom Kapitän gegeben worden. Er sei sich zu 90 Prozent sicher, dass es nicht Schettinos Stimme gewesen sei, sagte der Bordarzt weiter.
In der Nacht der Havarie habe er den Eindruck gehabt, der Kapitän stehe unter Schock. Schettino sei keineswegs seinen Koordinierungspflichten an Bord nachgekommen, wirft der Bordarzt dem Kapitän vor. «Ich war sehr überrascht, als ich nach Mitternacht Schettino ohne Uniform auf der Insel Giglio gesehen habe», sagte Cosentino. Die Arbeiten an dem vor der toskanischen Insel gekenterten Schiff gehen derweil weiter. Aus Livorno traf ein Schiff ein, das den Müll aufnehmen soll, der von der Costa Concordia ins Meer geschwemmt wurde.
Buchungen nach Unglück brechen ein
Die Tragödie auf der Costa Concordia hat vielen Menschen die Lust auf Kreuzfahrten verdorben. Die Buchungen bei der italienischen Unglücksreederei «Costa Cruises» seien «deutlich» zurückgegangen, teilte der US-Mutterkonzern Carnival mit. Durch zahlreiche Umbuchungen sei es aber schwer, genaue Zahlen zu nennen, hiess es in dem am Montag vorgelegten Geschäftsbericht.
Bei allen anderen Tochtergesellschaften bezifferte Carnival den Buchungsrückgang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf um die 15 Prozent. «Nach dem Vorfall haben wir unsere Marketingaktivitäten deutlich zurückgefahren.» Den grössten Einbruch habe es drei Tage nach dem Unglück gegeben. Mit mehr als 100 Schiffen ist Carnival die Nummer eins der Kreuzfahrtbranche weltweit. Auch die deutsche Reederei «AIDA Cruises» und die britische «Cunard» mit dem Flaggschiff «Queen Mary 2» gehören zum Konzern. Hauptmarkt für Carnival sind allerdings die USA.
Langfristig keinen Einfluss
Der Konzern rechnet alleine im laufenden Geschäftsjahr mit Kosten von 155 bis 175 Millionen Dollar wegen des Unglücks. Das Schiff selbst war zwar mit einer halben Milliarde Dollar versichert, doch Carnival muss den Einnahmeausfall verkraften. «Trotz der jüngsten Entwicklungen rechnen wir nicht damit, dass der Vorfall auf lange Sicht einen merklichen Einfluss auf unser Geschäft haben wird.»
Die 290 Meter lange Costa Concordia hatte am 13. Januar nach einer Kursänderung des Kapitäns einen Felsen vor der italienischen Insel Giglio gerammt und war leckgeschlagen. Mehr als 4200 Menschen waren an Bord. Passagiere hatten von chaotischen Zuständen bei der Evakuierung berichtet. Carnival sieht sich nun mit Klagen von Passagieren konfrontiert.
AFP/sda/dapd/kpn/jak
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