YB beim 1:1 in LuzernTotalausfall und Querschläger – und doch nicht unzufrieden
Die Young Boys tun sich beim 1:1 in Luzern schwer. Trotzdem zeigen sie, weshalb sie Tabellenführer sind.

Vielleicht wird Pascal Loretz irgendwann an diesen garstigen Sonntag Anfang Februar zurückdenken. An den Tag, an dem für ihn die Profikarriere ihren Lauf zu nehmen begann. Beim Cup-Aus im Achtelfinal unter der Woche in Thun verletzte sich nicht nur Luzerns Stammgoalie Marius Müller, sondern auch sein Ersatz Vaso Vasic. So erhält der 19-jährige Juniorennationalspieler, normalerweise bei der U-21 in der Promotion League im Einsatz, die grosse Chance. Schon oft hat eine glückliche Fügung eine Laufbahn lanciert.
Wobei: Mit den Young Boys steht ihm der schwerstmögliche Gegner gegenüber. 42 Tore in 18 Partien haben sie bis dahin erzielt. Die Stürmer Jean-Pierre Nsame, der in Luzern sein 200. Spiel für YB absolviert, und Cedric Itten trafen in der Vorwoche gegen Winterthur fünfmal. Loretz hätte Angst und Bange werden können.
Stattdessen erlebt er eine erstaunlich geruhsame Partie. Fünf Schüsse fliegen auf sein Tor, viermal kann er parieren – er muss sich dabei nie wirklich strecken. Und beim Penalty von Itten durch die Mitte zum 1:1 ist er chancenlos (64.). Das Heimteam ist vor 11’809 Zuschauern in einer intensiven Partie das bessere und gefährlichere Team.
Nur belohnen tut sich der FCL nicht. Der eingewechselte Thibault Klidjé bringt es in der Schlussphase allein vor YB-Goalie Anthony Racioppi fertig, den Ball meterweit neben das Tor zu schiessen. Mohamed Dräger, Nicky Beloko und Martin Frydek vergeben weitere Chancen. Von den Young Boys kommt derweil nicht viel, sie tun sich während der gesamten Partie mit dem aggressiven Anlaufen der Luzerner schwer. «Fussballerisch waren wir nicht auf Topniveau», sagt YB-Trainer Raphael Wicky.
Ganz anders als gegen Winterthur
Der Trainer kann damit beispielsweise sein Mittelfeld meinen. Fabian Rieder zeigt im Duell der Schweizer Überflieger gegen Ardon Jashari eine fehlerhafte Darbietung. Christian Fassnacht bleibt diesmal blass. Filip Ugrinic ist noch der aktivste der drei offensiven Zentrumsspieler, aber auch ihm mangelt es an zündenden Ideen. Kastriot Imeri erlebt wieder einmal den grösseren Teil des Spiels von der Seitenlinie aus. Nach seiner Einwechslung für Fassnacht (65.) kann er dem Berner Offensivspiel keine Impulse verleihen. Nsame ist ein Totalausfall. Sinnbildlich, wie er sich nach einem Pass ins Nirgendwo an den Kopf langt. Anders als Loretz wird er diesen Tag möglichst rasch vergessen wollen.

Und dann ist da noch Ulisses Garcia: Wie Hattrick-Schütze Nsame war der Linksverteidiger gegen Winterthur überragend. Aber da konnte er sich noch ungestört austoben, in Luzern wird er dagegen auch in der Defensive gefordert. Und beim Verteidigen offenbart Garcia Mängel: Vorzugsweise greift das Heimteam über seine Seite an. Vor allem aber unterläuft dem 27-Jährigen der Fehler, der zum Luzerner Führungstor führt.
Nach einem Corner versucht er den Ball zu klären, es bleibt beim Versuch: Sein Querschläger landet bei Pascal Schürpf. Dieser hat aus kurzer Distanz keine Mühe, Racioppi zu bezwingen (34.). Der Romand ersetzt einmal mehr den verletzten David von Ballmoos.
Zwar gab Schiedsrichter Sandro Schärer das Tor erst nicht, sein Assistent hatte ein Offside angezeigt. Doch der VAR korrigierte das Malheur. Es bleibt nicht der einzige Eingriff des Videoschiedsrichters: Auch beim Ausgleich der Berner ist er involviert. Schärer übersah nach einem Kopfball von Itten, dass der Ball an den Arm von Beloko prallte.
Hinter YB die grosse Beliebigkeit
Dass der einzige Treffer der Berner nach einem Elfmeter fällt, entspricht bei ihrer Darbietung einer gewissen Logik. Trotzdem ist Wicky nach der Partie nicht unzufrieden. Er sagt: «Es ist eine Qualität, nicht zu verlieren, obwohl man nicht den besten Tag erwischt.» Auch das unterscheidet die Young Boys von der Konkurrenz.
Das zeigte einmal mehr dieses Wochenende. Hinter den Young Boys herrscht die grosse Beliebigkeit. Der vormalige Zweite Lugano verliert in Winterthur, der vormalige Dritte Servette bei St. Gallen. Auch wenn es nach dem 1:1 absurd klingen mag: Der Spieltag verläuft ganz im Sinne der Berner.
Stand heute reisen die St. Galler nächsten Sonntag als Tabellenzweiter ins Wankdorf. Ihr Rückstand auf YB: 14 Punkte. Ihr Vorsprung aufs Tabellenende: 9 Punkte.
Fehler gefunden?Jetzt melden.