Trennungskrach zwischen DiDomenico und den Tigers
Langnau verliert per sofort den Topskorer: Chris DiDomenico wechselt in die NHL nach Ottawa. Die Beziehung zwischen dem kanadischen Stürmer und den SCL Tigers endet unschön.
Sagt der Mann der Frau zu oft «Ich liebe dich», dann ist er untreu. Chris DiDomenico wurde zuletzt nicht müde, seine Verbundenheit mit den SCL Tigers zu betonten. Vergangenen Sommer sprach er im Zusammenhang mit Langnau von einer «Herzensangelegenheit», im Spätherbst gelangte er mit der Bitte an Jörg Reber, seinen bis 2018 gültigen Vertrag zu verlängern. Auf welche der Sportchef nicht einging.
Nun ist alles anders: Am letzten Donnerstag erhielt DiDomenico eine Offerte von den Ottawa Senators, bis Ende dieser Saison wird er dem NHL-Team angehören. Für die kommende Spielzeit hat er einen Zweiwegvertrag unterzeichnet, könnte in die AHL abgeschoben werden. Des Stürmers Kontrakt in Langnau wurde am Sonntag aufgelöst, nach hitzigen Diskussionen mit nicht druckreifen Formulierungen.
Reber mag sich zu den Geschehnissen nicht äussern, «ich bin extrem enttäuscht, würde mich zu emotionalen Aussagen hinreissen lassen». In einer Mitteilung gab der Verein an, der Spieler habe auf die Freigabe gedrängt. Präsident Peter Jakob beteuert derweil sein Unverständnis darüber, dass die Tigers nie von den Senators kontaktiert worden seien (Lesen Sie dazu hier auch das Interview mit Peter Jakob)
182 Spiele, 210 Skorerpunkte
Kein anderes Leibchen wird in Langnau nur annähernd so oft verkauft wie jenes von DiDomenico. Der Publikumsliebling hinterlässt eine riesige Lücke: In 182 Partien buchte er 210 Skorerpunkte. Auch in der laufenden Saison ist der Stürmer Langnaus Topskorer. Doch weil er nicht mehr einen derart unwiderstehlichen Eindruck hinterlässt wie in den vorangehenden Spielzeiten, erstaunt es doch sehr, erhielt er das Angebot aus Übersee.
Er habe nicht damit gerechnet, sagt DiDomenico, «diese Chance muss ich nun nutzen, es ist wohl meine letzte». Als Junior hatte der 28-Jährige als grosses Talent gegolten, 2009 mit dem U-20-Nationalteam den Weltmeistertitel gefeiert. Kurz darauf brach er sich Kniescheibe und Oberschenkel, fiel eine Saison lang aus und ausser Rang und Traktanden.
B-Lizenz für Campbell
In Kanadas Nachwuchsauswahl sowie bei den Drummondville Voltigeurs wurde DiDomenico von Guy Boucher trainiert, mit dem früheren SCB-Trainer hat er sich stets gut verstanden. Nun betreut Boucher Ottawa, er dürfte den Transfer initiiert haben. DiDomenico wird demnächst nach Kanada fliegen. Er verstehe, seien die Leute in Langnau wütend auf ihn. «Aber ich muss auf mich schauen.» Der Angreifer, welcher auf dem Eis gerne provoziert, gibt zu, die Klubführung unter Druck gesetzt zu haben.
In sportlich ruhigen Zeiten herrscht in Langnau wieder mal Unruhe. DiDomenico ist bereits der dritte Ausländer, der den Verein während der Saison verlässt. Nurmehr vier Gastarbeiter figurieren im Kader. Vor Transferschluss vergaben die Tigers zwar eine B-Lizenz an Langenthals Jeff Campbell – der Stürmer könnte leihweise nach Langnau stossen, sollten die Oberaargauer in den NLB-Playoffs ausscheiden. Die Emmentaler aber sahen davon ab, einen weiteren Ausländer fix zu verpflichten, wenngleich einige im Klub dafür gestimmt hatten.
Und wer sich umhört, registriert, dass auch im Fall DiDomenico Uneinigkeit herrschte. Eine Ablösesumme erhalten die Langnauer übrigens nicht. DiDomenico meint, er werde noch härter trainieren, sich in der NHL durchsetzen. Mit Verlaub, dies würde überraschen. Denkbar ist, dass aus dem Abstecher nach Ottawa keine Liebesbeziehung wird. Sondern bloss ein reizvoller Seitensprung.
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