«Uf dere Brügg hei si sech küsst»
Kulturredaktorin Marina Bolzli darüber, welches Lied sie mit der Lorrainebrücke in Verbindung bringt.

Immer wenn ich mit dem Zug nach Bern fahre, schaue ich kurz vor der Einfahrt in den Bahnhof auf die Aare, zu den Alpen. Und jedes Mal drängt sich die Lorrainebrücke in mein Gesichtsfeld, auch wenn ich gar nicht will. Und ich weiss schon, was dann kommt.
Ein Lied schleicht sich in meine Gehörgänge, immer dasselbe, weil es für mich genau hierhergehört, auf diese Brücke, in diese Stadt. Das Lied handelt von zwei Verlorenen, einem Liebespaar, das mit sich kämpft und ringt.
Es heisst «Lost Boy & Suicide Girl» – mehr Englisch ist im Text nicht zu finden. Ansonsten gibt es nur Berndeutsch. Geschrieben wurde das Lied 2016 von Thierry Lüthy, Tenorsaxofonist beim Traktorkestar.

Doch in diesem Song ist das Berner Rumpelorchester auffällig zurückhaltend, taktvoll, wie wenn es der Geschichte nicht durch zu laute Fanfaren ihre Kraft nehmen möchte. Stattdessen diese leicht rauchige Stimme, sie gehört Simon Jäggi, Leadsänger der Kummerbuben, der auch den Text beigesteuert hat.
«Uf dere Brügg hei si sech küsst, uf dere Brügg loufsch nümme zrügg. Fescht hett är se ghäbt, wüu nie öppis häbt», singt er, zärtlich umschmeichelt von Bläsertönen.
Ich bin eine, die nicht einfach so Musik hören kann. Ich muss immer auf den Text achten. Und nie kann mich Musik mehr berühren als dann, wenn dieser Text mir eine Geschichte erzählt.
Was gar nicht so oft geschieht, man höre sich nur all diese belanglosen Popsongs an. Dieser hier berichtet über ein ganzes Leben, ein kurzes Leben, das irgendwo beim Stauwehr unten endet. Und doch ewig weiterdauert, bei jeder Einfahrt nach Bern.
Aare, Wasser, Tränen: In dieser Rubrik schreiben wir, wie Kultur und Kleinigkeiten uns nachhaltig zu bewegen vermögen.
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