Vor dem zweiten WM-Spiel der Schweiz«Ui, ui, ui» – Murat Yakin und die grosse Liebe zu Brasilien
Vielleicht sei er wegen Brasilien überhaupt erst Fussballer geworden, sagt der Schweizer Nationaltrainer. Und wirkt, als gäbe es nichts Schöneres als ein Treffen mit dem WM-Favoriten.

«Ui!» Lange Pause. «Ui, ui, ui.» Murat Yakin sitzt im Pressesaal 1 des gigantischen Medienzentrums dieser Weltmeisterschaft. Und für einmal wirkt der sonst so coole Schweizer Nationaltrainer tatsächlich etwas überrumpelt.
Normalerweise lächelt Yakin Fragen einfach weg, über die er sich im Vorfeld keine grossen Gedanken gemacht hat. Aber jetzt, diese? Sie scheint ihn wirklich kurz aus dem Autopilotmodus zu werfen. Ist das Spiel gegen Brasilien das grösste seiner Karriere?
Ein ganz besonderes ist es auf alle Fälle. Das verhehlt Yakin keine Sekunde. Seine Mutter Emine war Fan von Pelé. Als Kind hielt Yakin deswegen in der Schule einen Vortrag über den grössten brasilianischen Fussballer der Geschichte. Einen Tag vor dem Spiel gegen die Brasilianer sagt er: «Vielleicht bin ich wegen Brasilien überhaupt Fussballer geworden.»
Je grösser die Gegner, umso zufriedener wirkt Yakin
Es ist typisch Yakin, dass nie der Verdacht aufkommt, diese Bewunderung seit Kindheitstagen werde ihn in irgendeiner Art hemmen. Ganz im Gegenteil. Je namhafter der Gegner ist, je unmöglicher die Aufgabe scheint, umso mehr lebt der 48-Jährige auf.
Als Yakin noch beim FC Basel spielte, predigte sein Trainer Christian Gross jeweils die Vorfreude auf grosse Spiele. Yakin gebraucht heute exakt die gleichen Worte: «Für solche Momente spielt man Fussball.» Aber Yakin vermittelt damit ein anderes Gefühl. Wo Gross Kraft aus dem Druck zog, steht bei Yakin der Genuss im Vordergrund.
Als er selber Trainer des FCB war, wirkte Yakin nie zufriedener, als wenn auf der Gegenseite Trainergrössen wie José Mourinho oder André Villas-Boas standen. Und so wird Yakin auch am Montag im Container-Stadion 974 ganz in sich ruhend auf den Rasen treten. «Wenn die Partie beginnt, habe ich meine Arbeit getan. Dann überlasse ich gern den Spielern die Bühne.»
Und, ist es nun das grösste Spiel seiner Karriere? Yakin überlegt noch immer. Dann sagt er: «Fragt mich das nach dem Spiel. Ich werde es einfach geniessen.»
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