Um das Kolibriareal tobt ein Rechtsstreit
Die Versteigerung des Sportzentrums Kolibri in Lyss endet unsportlich. Es ist ein Rechtsstreit entflammt. Deshalb blockieren Überreste des Zentrums ein geplantes Wohnbauprojekt in der Wannersmatt.

Die Gegend sieht heruntergekommen aus. Längst nennen die Lysser das Areal beim ehemaligen Freizeitzentrum Kolibri in der Wannersmatt einen Schandfleck. Ein Bauzaun umgibt die Gebäudereste, auf dem Kiesparkplatz davor spielen an diesem Nachmittag zwei Senioren Pétanque.
Der Eingangsbereich ist mit Holzplatten verbarrikadiert und von Unkraut überwachsen. Daneben erinnern die vertrauten pilzförmigen Lampen und rote Bodenelemente an die frühere Minigolfanlage – zwischen den Bahnen 17 und 18 liegt ein Haufen abgebranntes Holz. Vom bunten Riesenkolibri, der einst über den Köpfen der Gäste schwebte, ist nicht mehr viel zu sehen.
Unübersehbar hingegen sind die blauen Stahlträger der Tennishalle, die direkt neben Wald und grüner Matte in den Himmel ragen. Noch immer. Das Kolibri schloss im Herbst 2015 seine Türen, Halle und Material wurden versteigert. Längst hätten die Stahlelemente demontiert und abtransportiert werden sollen.

Halle sollte nach Kerzers
Doch genau in diesem Punkt liegt auf diesem scherben-, abfall- und unkrautübersäten Gebiet der Hund begraben. Auf einem Areal, wo längst die Bauarbeiten für das neu geplante Wohnquartier hätten beginnen können.
Die Tennishalle wurde, wie auch das andere Inventar, versteigert. Der Meistbietende stammte aus Osteuropa. Weil aber die benötigte Anzahlung ausblieb, ging die Halle an den zweitmeist Bietenden: die Firma HSS Facility Management mit Sitz in Kerzers. «Hätte ich damals gewusst, was auf mich zukommt, hätte ich die Halle sicher nicht gekauft», sagt Firmenchef Stephan Häfliger.
Die Dorfjugend wütete
«Die Dorfjugend ist kurz nach der Versteigerung in die Halle eingebrochen und hat dort gewütet», erzählt Häfliger. Es sei auch bereits ersteigertes Inventar zu Schaden gekommen, unter anderem seine Halle, «sie hat nach Rauch gestunken, wahrscheinlich haben die Jungen dort drin Feuer gemacht.» Mit den Vandalenakten entbrannte auch ein Rechtsstreit zwischen Häfliger und den Kolibri-Eigentümern Wolfgang Chevalier und Marianne Racine, der bis heute andauert: Wer transportiert nun was ab, und wer kommt für die entsprechenden Kosten auf?
Aussage gegen Aussage
Für Stephan Häfliger ist klar: Er habe eine intakte Halle gekauft, keine lädierte, sagt er. Die Hülle, sie besteht aus Isolationsplatten, habe er nach Absprache mit dem Grundeigentümer bereits in Eigenregie demontiert und von einem Logistikunternehmen abtransportieren lassen. Die Stahlträger hingegen, die immer noch stehen, werde er selber abtransportieren, so Häfliger, «aber sicher nicht, solange es Unstimmigkeiten gibt.»
Ersteigertes Material sei beim Randalemachen nicht zu Schaden gekommen, betont hingegen Miteigentümerin Marianne Racine. «Und punkto Demontage und Abtransport ist klar geregelt, dass der Ersteigerer dafür aufkommen muss.» Die Rechnung über mehr als 30'000 Franken für die Entsorgung der Hallenhülle ist wegen des Streits noch offen – ein Schlichtungsgespräch im April hat die Parteien nicht weitergebracht. Das betroffene Berner Logistikunternehmen wird das Geld nun auf zivilrechtlichem Weg bei Häfliger einfordern, wie es gestern auf Anfrage mitteilte.
Verzögertes Bauprojekt
Für Marianne Racine heisst es nun abwarten. «Wird Stephan Häfliger jedoch nicht aktiv, bleibt uns nichts anderes übrig, als ihm eine letzte Frist für den Abbau zu setzen.» Häfliger hingegen findet, der Streit könne sich über Jahre hinziehen. Er werde nichts unternehmen, bis die genauen Zuständigkeiten geregelt seien.
Eine suboptimale Ausgangslage in einem Gebiet, das dereinst überbaut werden soll. Denn Marianne Racine und Wolfgang Chevalier möchten das Land schon längst verkaufen, damit in der Wannersmatt Wohnungen entstehen können. Ein erstes Projekt rechnet mit 70 oder mehr Wohnungen in zweistöckigen Bauten. Ein Baugesuch ist noch nicht eingereicht worden, die Suche nach einem Investor läuft.
«Die Verzögerungen, unter anderem durch den Rechtsstreit, haben unser Vorhaben ins Stocken gebracht», sagt Marianne Racine. «Aber derzeit laufen die letzten Gespräche mit einem möglichen Investor, in einigen Wochen wird die Sache entschieden.»
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