Wenn der Fulehung allgegenwärtig ist
Der Thuner Manfred Straubhaar sammelt alles zum Thema Fulehung.
Für viele Thuner und Heimweh-Thuner sind es die drei schönsten Tage im Jahr: Heute Sonntag wird mit einem Umzug und dem Böllerschuss um 12.30 Uhr der Thuner Ausschiesset eröffnet. Aushängeschild des dreitägigen Anlasses ist der Fulehung. Der Auftritt der Thuner Narrenfigur beginnt alljährlich jeweils am Ausschiessetmontag um 5 Uhr auf dem Rathausplatz. Bis zum Dienstagmittag sorgt der Gehörnte für Hiebe und verteilt Süssigkeiten.
Auch für «Forum»-Leser Manfred Straubhaar aus Thun war der Ausschiesset während vieler Jahre immer Pflichtprogramm. «Früher habe ich immer frei genommen», in den letzten Jahren habe er noch sporadisch einen Umzug oder das Gesslerschiessen besucht. Heuer muss er dem Ausschiesset ganz fernbleiben. Manfred Straubhaar hat vor kurzem innerhalb der Kantonsverwaltung seine Arbeitsstelle gewechselt – und ist am neuen Ort mehr als ausgelastet. Der Fulehung ist im Leben von Manfred Straubhaar trotzdem allgegenwärtig, an 365 Tagen im Jahr.
Wohnung und Museum
Für die Rubrik «SMS» hat das «Forum» folgende Kurzmitteilung erhalten: «Gratis gesucht: Alles vom Fulehung.» Das macht uns neugierig. Wir kontaktieren den Absender, statten ihm – Manfred Straubhaar – und seiner Sammlung einen Besuch ab. Und wir staunen, denn die Wohnung des 54-Jährigen entpuppt sich als Museum, als Archiv der Stadt Thun. «Früher war die Wohnung noch viel überfüllter», sagt er. Seit seine Partnerin bei ihm eingezogen sei, habe er in seinem Zuhause etwas Platz schaffen müssen, sagt er und schmunzelt.
Trotzdem zieren noch zahlreiche Vitrinen, Gestelle und Bilder die Wohnung. Einen Teil der Sammlung hat er von seiner mittlerweile verstorbenen Mutter übernommen, von der er auch das Sammlervirus geerbt hat. Mit ihr hat er unter anderem rund tausend Mundartbücher zusammengetragen.
Und natürlich darf in einem «Museum» über Thun auch der «Star» des Ausschiesset nicht fehlen. «Ich bin mit dem Fulehung aufgewachsen», sagt Straubhaar, der auch den Thuner Kadetten angehörte und dort «Grümsch» (Unterleutnant) war. So hat er denn auch zahlreiche Kindheitserinnerungen an den Fulehung. «Früher sind wir nie nach Hause, bevor wir nicht vom Fulehung einen mit dem Schiit bekommen haben.»
Verrückt ja, aber...
Bilder, Bücher, Medaillen, Broschen, Figuren, Wappenscheiben, Teller, Gläser, Bier- und Weinflaschen, Käppi und Täfeli. Aber auch Masken – geschnitzt, aus Ton, aus Gips und Pappmaché und sogar aus Makramee (geknüpft): In einem der Zimmer hat Manfred Straubhaar alles zusammengetragen, was er bislang zum Fulehung auftreiben konnte. «Zuwachs ist erwünscht», sagt er. Am meisten freuen würde er sich über eine der berühmten Fulehung-Puppen. «Im Moment dienen sie vielerorts als Schaufensterdekoration, können aber auch bei der Firma Wermuth in der Oberen Hauptgasse in Thun gekauft werden.»
Aber das kommt für Straubhaar nicht infrage. «Ich kaufe nichts Neues und verkaufe auch nichts.» Lieber inseriert er in der SMS-Spalte der Berner Zeitung, oder er sucht und findet neue Sammlerstücke auf Flohmärkten und in Brockenstuben. Nicht nur in Thun. «Mein Vater und ich sind immer mal wieder mit dem GA unterwegs – und besuchen dann auch das eine oder andere Brockenhaus.» Man möge ihn als verrückt bezeichnen, sagt er, und fast gleichzeitig: «Aber wär hüt nid spinnt, isch nid normau.»
Haben Sie Fulehung-Sachen zu verschenken? Dann melden Sie sich bei Manfred Straubhaar: 079 434 40 55
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