Wenn einer ganz geduldig wird
In der Galerie L. in Langenthal wird am Samstag eine neue Ausstellung mit neun Papier- und Scherenschnittkünstlern von traditionell bis modern eröffnet. Einer, der die Handfertigkeit dafür besitzt, ist Bruno Weber.

Traditionell, experimentell, dekorativ, expressiv: Der künstlerische Papierschnitt hat heutzutage viele Facetten. Die Galerie L. in Langenthal (Leuebrüggli) zeigt einige davon von heute, 22. April, bis zum 14. Mai in der Ausstellung «Papier- und Scherenschnitte». Neun Künstlerinnen und Künstler stellen ihre Werke rund um das kunstvoll geschnittene Papier aus.
Einer davon ist Bruno Weber. In seinem Atelier in Vordemwald arbeitet der ehemalige Werklehrer und Künstler an seinen filigranen Papierschnitten. Bereits seit vierzig Jahren ist er der präzisen Kunstform verfallen. «Ich bin eigentlich kein besonders geduldiger Mensch, aber an einem Papierschnitt sitze ich manchmal bis zu zwanzig Stunden. Das hat etwas Meditatives», meint Weber.
Wo die Inspiration herkommt
Inspiration findet er in verschiedenen Dingen, mal draussen in der Landschaft, mal beim Betrachten eines Fotos. Wenn er ein interessantes Motiv gefunden hat, fertigt er zuerst einige Skizzen an. Dabei legt er sich die grobe Schwarz-Weiss-Verteilung des späteren Bildes zurecht.
Als Nächstes zeichnet Weber den Entwurf auf die Rückseite des schwarzen Papiers, das er für fast alle seine Werke verwendet. Dabei achtet er stets auch auf eine gewisse Stabilität des späteren Schnitts, denn eine Besonderheit seiner Arbeiten ist der Anspruch, dass sie alle aus nur einem zusammenhängenden Stück bestehen. Das ist nicht bei allen Papier- und Scherenschnitten so, aber es ist eine der technischen Herausforderungen, wie sie der Künstler bewusst immer wieder sucht. So enthalten viele seiner Werke zum Beispiel sogenannte versteckte Sujets, die dem Betrachter erst auf den zweiten Blick auffallen.
Es ist jedoch nicht allein der handwerkliche Aspekt, an den Weber grosse Ansprüche hat. «Mir ist es wichtig, dass die Bilder nicht nur dekorativ sind, sondern auch etwas Persönliches, eine Aussage darin enthalten ist.» Die Hintergründe und Gedankengänge, die hinter seinen Bildern stecken, erläutert er ausführlich in seinem Buch «Suche nach dem Licht».
Der letzte Schritt ist schliesslich das eigentliche Schneiden des Papiers. Weber verwendet dafür ein Messer. Das ist aber nicht bei allen Papierschnittkünstlern gleich. «Es kommt darauf an, was einem besser liegt. Bei mir ist es das Messer, aber viele Kolleginnen und Kollegen verwenden lieber eine Schere. Das ist die traditionellere Variante», so Weber.
Viele der feinen Verzierungen und Muster, die dem Schnitt die spezielle Struktur verleihen, entstehen erst während des Schneidens. Dabei muss der Künstler das richtige Mass zwischen intuitivem «Drauflosschneiden» und Planung finden, denn obwohl eine gewisse Dynamik die Arbeit spannend macht, muss bedächtig vorgegangen werden: Ein einziger Schnitt kann das ganze Bild ruinieren.
In der Szene kennt man sich
Der ehemalige Lehrer gibt auch heute noch gerne sein Wissen weiter. Weber bietet in seinem Atelier regelmässig Kurse an, bei denen je nach persönlichem Niveau die Grundlagen des Papierschnitts erlernt werden oder Verfeinerungen an der Technik erarbeitet werden können. Man kennt sich in der Papier- und Scherenschnittszene. «In meinen Kursen sind oft auch Leute dabei, die ihre Schnitte selber ausstellen. Der Austausch mit ihnen ist natürlich spannend für mich», so Weber.
Auch viele der Künstler, die an der kommenden Ausstellung beteiligt sind, sind bereits untereinander bekannt. «Wir haben schon in verschiedenen Konstellationen zusammen ausgestellt und kennen uns zum Teil auch persönlich sehr gut. Umso mehr freuen wir uns, zusammen im Leuebrüggli ausstellen zu dürfen.»
Ausstellung Papier- und Scherenschnitte: Hedy Bürki, Krystyna Diethelm, Rita Hochuli, Ueli Hofer, Ernst Oppliger, Heinz Pfister, Rosmarie Wälchli, Bruno Weber, Elisabeth Wirt. Vernissage: heute Samstag, 17 Uhr, Galerie L. (Leuebrüggli), Langenthal. Bis 14. Mai.
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