Unfail Interrail Wie du erfolgreich mit Interrail durch Europa reist
Interrail erlebt gerade wieder ein Hoch – nicht nur wegen des 50. Jubiläums heuer. Für den Pfeffer haben zwei Interrail-Profis die wichtigsten Tipps zusammengefasst.

Beim Interrailen geht es nicht nur darum, ökologischer zu sein, sondern auch darum, Europa aus einem anderen Blickwinkel zu entdecken – nämlich vom Zugfenster aus. Interrail-Podcasterin Damaris und Meret vom Pfeffer-Team – selber erklärte Interrail-Fans – diskutierten ihre Interrail-Erfahrungen und haben für die Leserschaft die wichtigsten Tipps und Tricks zusammengefasst.
Damaris Isenschmid (22) wohnt in Thun, hat die Tourismusfachschule Berner Oberland besucht und arbeitet momentan an der Rezeption eines Hostels in Interlaken. Sie hat bereits sieben unterschiedliche Interrailreisen unternommen und unterhält den Interrail-Podcast «Freiheit auf Schienen». Sie war mit dem Zug in Deutschland/Dänemark/Schweden/Norwegen (10-Tage-Global-Pass), Österreich/Ungarn (4-Tage-Global-Pass), Italien/Slowenien (4-Tage-Global-Pass), England/Schottland (2 Reisen mit einem 10-Tage-Global-Pass) und den Niederlanden/Frankreich/Belgien (4-Tage-Global-Pass).
Meret hat ein Interrail in Osteuropa (Globalpass, 1 Monat), eines in Dänemark (One-Country-Pass, 5 Reisetage), zwei in Italien (One-Country-Pass, 4 und 6 Reisetage) und ein Interrail in Skandinavien/Baltikum (Globalpass, 1 Monat) unternommen.
Reiseplanung

Ehm – schau mal, ob und wie gut die Orte, die du besichtigen willst, ans Zugnetz angeschlossen sind. Das bewahrt dich vor unschönen Übernachtungen an gruseligen Bahnhöfen. Und schau vor dem Kauf des Passes ausserdem, ob Sitzplatzreservationen nötig, und wenn ja, verfügbar sind. Den Eurostar in der Hochsaison zwei Tage im Voraus buchen zu können, ist wohl so wahrscheinlich wie ein 6er im Lotto. In der Nebensaison musst du dich im Gang des Zuges nicht an klebrige alte Männer drücken (und brauchst auch weniger Reservationen).
Du brauchst keinen Global-Pass, wenn du nur drei Tage Zeit hast, und du musst nicht in den Norden, wenn dein Budget limitiert ist.
Überleg dir vor dem Kauf, wie lange du reisen willst, was dein Budget ist, in welcher Saison du reisen willst und ob du Natur suchst, Bekannte besuchst oder Städte kennen lernen willst. Du brauchst keinen Global-Pass, wenn du nur drei Tage Zeit hast, und du musst nicht in den Norden, wenn dein Budget limitiert ist. Ausserdem musst du im Sommer keine Nordlichter suchen und im Vatikanstaat keine Nationalparks.
Nachtbusse und Nachtzüge solltest du reservieren, sonst schläfst du nicht im Schlafwaggon, sondern auf einem Sitz neben einer verschütteteten Portion Spaghetti. Wenn du eigentlich keine Ferien vermagst, geh trotzdem, aber nimm Regionalzüge. Da musst du nichts reservieren. Aber überleg dir, ob du in einem Land interrailen willst, in welchem das Zugnetz limitiert ist. Denn dann musst du zusätzlich auch Busse und Fähren zahlen wollen/können.
Bevor du dein Interrail kaufst, solltest du dich informieren, ob es ein besseres nationales Angebot gibt. In den UK gibt es beispielsweise das Britrail, welches wie Interrail funktioniert, aber einfach viel billiger ist. Wenn du Rumänien bereisen willst, lohnt sich ein Interrail One Country Pass auch nicht, weil die einzelnen Tickets zusammen billiger sind.
Packliste

Lebe nach Diogenes-Philosophie und lass Koffer und Küche zu Hause. Viele Altstädte haben Pflastersteine, und viele Zugschwellen sind zu hoch. Ausserdem packst du so weniger ein, weil du weisst, dass du den ganzen Krempel immer mitschleppen musst. Ein Must sind dafür Flipflops. Nach einem langen Tag gibt es nichts Schöneres, als die Füsse von den Tagesschuhen zu befreien, und nichts Unschöneres, als sich in der Dusche der Unterkunft mit Fusspilz anzustecken.

Nimm ein bequemes Reiseoutfit mit. Praktisch sind weite Hosen/Röcke, ein Trainer oder vielleicht sogar das Schwangerschaftskleid deiner Mutter! Nimm ein Tuch mit – du zahlst im Hostel keinen Aufpreis mehr und hast eine Unterlage für ein spontanes Picknick. Und denk dran: Ein Joghurt isst sich leichter mit einem Löffel als mit dem Finger – nimm deshalb ein Besteckset mit. Eine Wasserflasche ist auch praktisch, man findet fast überall Trinkwasser.
Viele Züge haben keine Steckdosen, und wenn das Handy tot ist, sind plötzlich OL-Fähigkeiten gefragt, die wohl schon länger nicht mehr geprüft wurden.
Wertsachen wie teuren Schmuck kannst du zu Hause lassen – du musst sie die ganze Zeit rumtragen, verlierst sie leicht, und auf Fotos siehst du sicher auch ohne gut aus. Damit du dich mit dem Handy zur Unterkunft führen kannst, solltest du eine Powerbank mitnehmen. Viele Züge haben keine Steckdosen, und wenn das Handy tot ist, sind plötzlich OL-Fähigkeiten gefragt, die wohl schon länger nicht mehr geprüft wurden.
Ach ja: Hast du einen leichten Schlaf, solltest du Schlafmaske und Ohrstöpsel nicht vergessen – im Nachtzug oder im Schlafsaal kommst du so trotz Schnarchern zu deinem Schönheitsschlaf.
Sicherheit

Reisen ist so gefährlich wie der Rest des Lebens, es kann immer etwas schiefgehen. Das sollte dich aber nicht davon abhalten, Ferien zu geniessen. Damaris hat einen Podcast zum Thema Sicherheit beim Reisen hochgeladen. Dieser wurde prozentual von mehr Frauen angehört als ihre anderen Podcasts und hatte eine der höchsten Anklickquoten. Wenn du dir Sorgen machst, hör doch mal rein, und vielleicht findest du ein paar nützliche Tricks!
Und überhaupt: Gründe für Interrail

Beim Interrail ist die Anreise ein Teil der Reise, der Zug ist nicht ein Mittel zum Zweck. Der Weg ist das Ziel. Wenn du mit der Jacobiter Dampflokomotive, welche man auch als Hogwarts-Express kennt, über das Glenfinnan-Viadukt fährst, beginnst du nach lebendigen Schokofröschen Ausschau zu halten, und wenn du mit dem Bergensbanen von Bergen nach Oslo fährst, glaubst du drei Jahreszeiten in sieben Stunden zu durchleben.
Und Chillax! Du hast Zeit, über dein Leben zu philosophieren, zu lesen oder Musik zu hören und dabei die vorbeiziehende Natur zu betrachten. Weil Interrail auch mit gewissen Hürden verbunden ist, lernst du nicht nur viel über die bereisten Länder, sondern auch über dein Anger Management – wie reagierst du, wenn du gestrandet bist? Dein Handy verloren hast? Und wenn du allein im Zug reist, triffst du extrem viele Menschen, die dir oft sogar ein gratis Schlaflager offerieren oder dir die besten Geheimtipps ihrer Heimat zuflüstern.
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