Die Investoren aber haben sich daran gewöhnt, schon ein geringeres Wachstum birgt die Gefahr von Kurseinbussen. Dies und die Aussicht auf weiter steigende Zinsen sind der ökonomische Hintergrund für den Einbruch an der Wall Street.
Deshalb hat Trump im Grunde recht, wenn er auf die US-Notenbank verweist. Doch typisch für ihn ist auch, dass er damit nur einen kleinen Teil der Wahrheit anspricht. Denn in Wirklichkeit sind Aktien in den USA nach dem langen Aufschwung zu teuer, ihr Preis liegt, gemessen an den Gewinnen, deutlich über dem langjährigen Durchschnitt.
Wenige Werte dominieren alles
Richtig mulmig kann einem aber werden, wenn man sich die Struktur des amerikanischen Aktienmarkts ansieht: Sein Boom wird von wenigen Werten getragen, jenen Technologie-Konzernen, die vom Siegeszug des Internets besonders profitieren. Es gibt dafür auch ein eigenes Wort, sie werden die «FANG»-Aktien genannt nach den Anfangsbuchstaben der Konzerne Facebook, Amazon, Netflix und Google (übersetzt heisst «fang» «Giftzahn»). Auch Apple und Microsoft zählen erweitert in diese Kategorie. Gerade diese Technologie-Aktien brachen am Mittwoch besonders stark ein, Netflix verlor acht Prozent, Amazon sechs Prozent, Facebook und Apple jeweils vier Prozent.
Experten haben ausgerechnet, dass fast die Hälfte des Kursanstiegs dieses Jahres im Index S&P-500, der immerhin 500 Aktien zusammenfasst, auf diese wenigen Konzerne zurückzuführen ist. In zehn Jahren hat der Index seinen Wert knapp verdreifacht, die Aktie von Apple aber ist um das 17-Fache gestiegen, Amazon um das 29-Fache, Netflix um das 100-Fache. Das bedeutet, dass die Risiken des gesamten Aktienmarktes sich auf wenige Unternehmen konzentrieren.
Und Risiken für sie gibt es genug, wie in diesem Jahr beim Datenskandal von Facebook mit folgendem Kurseinbruch zu sehen war. Je mächtiger die Technologiekonzerne werden, umso grösser ist auch die Gefahr, dass sie strenger reguliert werden und ihre Gewinnaussichten sinken. Schon nur leicht sinkende Gewinnaussichten können bei einem vorhergehenden Überschwang an der Börse fatale Folgen haben. Wer den steilen Kursverlauf von Apple, Amazon oder Netflix sieht, fühlt sich an die Zeit um das Jahr 2000 herum erinnert, kurz bevor die Internetblase platzte.
Natürlich sind die Zeiten heute andere, damals war fast alles Fantasie, heute machen die Technologiekonzerne Milliardengewinne. Aber es besteht das Risiko, dass sie diese nicht immer weiter steigern können. In einer Welt, in der sich die Investoren genau daran gewöhnt haben, ist dies ein gefährlicher Zustand.
An der Börse gibt es eine alte Weisheit: What goes up, must come down – was zu stark gestiegen ist, muss irgendwann wieder fallen. Das ist der Teil der Wahrheit, den US-Präsident Trump ausspart.