Wo der HCD den Lakers die Hosen auszog
Wie im ersten Playout-Spiel die Bündner eine eigentlich nicht unübliche Powerplay-Variante besonders effizient nutzten.

3:2 ging Spiel 1 im Playout-Final an den HC Davos. Das erste von maximal sieben Duellen mit den Rapperswil-Jona Lakers, in dem ermittelt wird, wer in der Ligaqualifikation gegen den B-Meister (Langenthal oder La Chaux-de-Fonds – der Swiss-League-Final startet heute Mittwoch) antreten wird, war die erwartet zähe Angelegenheit und bot wenig für Feinschmecker des Eishockey-Sports.
Interessante Episoden gab es dennoch. Zum Matchwinner wurden für Davos zwei Faktoren: Zunächst, vor allem in den ersten 30 Minuten, das aggressive, physische Spiel. Und ab dem zweiten Drittel das Powerplay, bei dem grundsätzlich galt: Davos machte mehr aus dem Fakt, dass viele Strafen ausgesprochen wurden. Es gab sechs Powerplays für Davos und fünf für Rapperswil-Jona. Das war aber nicht die ganze Story – doch dazu später.
Wenn einer grösser spielt als er ist
Denn im ersten Drittel prägte der HCD die Partie mit einer sehr aggressiven Spielweise, mit der die Lakers ihre Mühe hatten und zu Fehlern verleitet wurden. Auffällig, wie auch kleinere, physisch alles andere als überlegene Davoser an vorderster Front waren, wenn es darum ging, dem Gegner «unter die Haut» zu fahren.
Wie Marc Aeschlimann, Center der dritten HCD-Formation und mit bislang drei Saisontoren alles andere denn eine offensive Gefahr im Spiel des Rekordmeisters: Er spielte grösser, als es seine 1,81 m vermuten lassen würden … «In dieser Phase der Saison musst du auf den Körper spielen, Einsatz zeigen, das gibt der Mannschaft Energie – und das ist mein Ziel», sagte Aeschlimann. «Wir starteten sehr gut, schlugen ein hohes Tempo an und spielten mit viel Intensität – Rappi konnte kaum was kreieren.»
Aeschlimann, obwohl an keinem Tor beteiligt, wurde nach der Partie zum besten Davoser ausgezeichnet – eine unorthodoxe, aber keine schlechte Wahl.
Das Powerplay: die Davoser Waffe
Als Davos nach Spielhälfte und einem Rapperswiler Doppelschlag zur 2:1-Führung das Spiel dennoch plötzlich immer mehr zu entgleiten drohte, sorgten die Bündner aber ausschliesslich mit dem Powerplay für die Entscheidung. Am Ende hatte Davos alle drei Tore mit einem Mann mehr auf dem Eis erzielt. Allerdings klappte das Überzahlspiel erst ab dem Mitteldrittel, als der HCD eine neue Option suchte – und fand.
Die Lakers hingegen, sie bekundeten mit der immer wieder genau gleichen Davoser Powerplay-Variante grosse Mühe. Dann nämlich, wenn Davos in die 1-3-1-Formation wechselte, respektive diese effizient anwandte.

So schwierig das 1-3-1 zu verteidigen ist, weil es mehr Schussoptionen bietet als andere Formationen, dafür aber anfälliger für Konterangriffe ist: neu ist diese Variante indes nicht – und ungewöhnlich schon gar nicht, die meisten Teams greifen darauf in diversen Variationen immer wieder zurück.
In der NHL wird vor allem über Leader Tampa Bay geschwärmt, wie er das 1-3-1 perfektioniert habe. Zuvor galt auch San Jose als Mass aller Dinge, vor allem, weil die Sharks mit Erik Karlsson und Brent Burns über zwei der weltweit besten Verteidiger für die Steuermann-Position verfügen und diese beim 1-3-1 auf zwei Powerplay-Linien verteilen können – ein Luxus.
Tomas Hertl erzielt für die San Jose Sharks einen Powerplay-Treffer aus der 1-3-1-Formation. (Video: nhl.com)
Beim HCD nahm am Dienstag mehrfach der mittlere Stürmer des 3er-Blocks die Schlüsselposition ein, ihn bekamen die Lakers nicht in den Griff. Oft eher als Spieler für Abfälscher der Schüsse von der blauen Linie oder als Verteiler der Pucks für die beiden Spieler links und rechts von ihm benutzt, wurde dieser «Mittelmann» (jeweils in der Form von Dario Meyer oder Benjamin Baumgartner) aber nun regelmässig zur Davoser Schuss-Option, indem er sich eine Spur nach hinten verschob und sich damit immer wieder freispielte.
Und so sah das ab Drittel 2 im HCD-Powerplay aus – der «Mittelmann» stets frei:
Dario Meyers Schuss nach Perttu Lindgrens Pass. (Video: MySports)
Benjamin Baumgartner geht in Position, wird sofort von Enzo Corvi bedient und kommt zum guten Abschluss. (Video: MySports)
Das sieht nur so aus wie eine Kopie der Bilder von gerade vorhin: Dario Meyer, von der Lakers-Box unbehelligt, nützt Andres Ambühls Pass zur Direktabnahme. (Video: MySports)
Auffällig sind je zwei Sachen: Bei Rapperswil-Jona die mehrfach ungenügende Stockarbeit, die die Davoser Pässe zum «Mittelmann» erlauben sowie die Passivität der Box generell. Den Davoser Spielmachern Ambühl, Corvi und Lindgren wird zu viel Zeit und Raum gewährt, ihre Plays zu machen.
Auf Davoser Seite ist nebst der Fähigkeit der beiden Schützen Meyer und Baumgartner, sich frei zu «schleichen», die Passqualität und das Timing entscheidend. Ambühl, Lindgren und vor allem Corvi machen da einen exzellenten Job bei den so einfach scheinenden Kurzpässen.
Hächler: «Wir sprachen es an, aber …»
Einer der am Dienstag am häufigsten im Lakers-Boxplay eingesetzten Spieler war Cédric Hächler, auf der Verteidiger-Position war er darum regelmässig mit dem Davoser Schützen aus der Halbdistanz konfrontiert. Die Probleme seiner Mannschaft entgingen auch ihm nicht: «Der Stürmer, der dort so weit nach hinten geht: Das war ein Thema bei uns in den Drittelspausen und wird es auch in der Analyse vor Spiel 2 sein.» Was Hächler nervte: «Wir sprachen es an und kassierten dann trotzdem genau so einen Treffer.»
Doppelt ärgerlich für die Lakers: Es war der Davoser Gamewinner zum 3:2:
Die Davoser wechseln mitten im Powerplay die Formation ins 1-3-1, Benjamin Baumgartner «schleicht» sich frei und verwertet Enzo Corvis Pass zum 3:2. (Video: MySports)
Die Serie ist erst ein Spiel alt, es bleibt beidseits genug Zeit, Umstellungen vorzunehmen. Ob die Lakers diese immer gleichen Davoser Powerplay-Chancen abstellen werden? Spiel 2 findet am Donnerstag in Rapperswil-Jona statt und wird erste Antworten liefern.
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