Wo die Kinder der Läufer warten
Die Kirche bietet während des Kerzerslaufs einen Hütedienst für die Kinder der Läuferinnen und Läufer an. Christoph Bühler kann von teils skurrilen Erfahrungen berichten.

Am Samstag treffen sich in Kerzers wieder rund 8000 Laufbegeisterte zum diesjährigen Kerzerslauf. Manch einer der Läuferinnen und Läufer hat sich wohl schon überlegt, was er mit seinen Kindern machen soll, während er die Laufstrecke unter die Füsse nimmt.
In dieser Situation schaffen die Evangelisch-Reformierte Kirchgemeinde Kerzers und die Katholische Pfarrei Murten Abhilfe: Läuferinnen und Läufer können während ihres Einsatzes ihre Kinder einem Hütedienst im Kirchgemeindehaus von Kerzers übergeben.
Ein Suppenstand zu Beginn
«Wir haben 2006 mit einem Suppenstand beim Primarschulhaus begonnen», erzählt Christoph Bühler, reformierter Pfarrer von Kerzers. «Bald fielen uns Kinder auf, die sich unbeaufsichtigt auf dem Schulhausplatz aufhielten.»
Er habe im Jahr darauf bei einem Verleih von Spielwaren kleine Velos für die Kinder organisiert: «So konnten sie auf dem Schulhausplatz herumtollen.» Auf diese Weisen wuchsen die beiden Kirchgemeinden quasi in die Kinderbetreuung hinein. «Viele Eltern haben uns gefragt, ob sie bei uns ihre Kinder abgeben dürften, während sie den Lauf absolvieren.»
Mit der Zeit entstand daraus ein ausgefeilter Hütedienst, der mittlerweile im reformierten Kirchgemeindehaus angesiedelt ist. «Da können wir die Kinder besser beaufsichtigen als in der Menschenmasse beim Primarschulhaus», so Alexandra Civelli, Sekretärin der Evangelisch-Reformierten Kirchgemeinde Kerzers. Die Organisation des Hütedienstes sei recht komplex.
Viele Stammgäste
Mittlerweile habe der Hütedienst viele Stammgäste. «Manchmal kommen auch Kinder und Jugendliche zu uns, die eigentlich schon etwas zu alt sind», erzählt Civelli. Die Betreuer würden viele schöne Reaktionen erhalten: «Eltern bringen Pralinés, und Kinder basteln für uns. Das freut uns.»
Die Eltern müssten für den Dienst nichts bezahlen, stattdessen stehe ein Kässeli für eine Kollekte bereit. «Wenn dann für 45 Kinder nur gerade 150?Franken zusammenkommen, haben wir schon das Gefühl, manche Eltern würden unseren Dienst als Selbstverständlichkeit voraussetzen.»
Neben vielen schönen Erfahrungen weiss Christoph Bühler auch von zahlreichen skurrilen Erlebnissen zu berichten. Einmal habe eine Läuferin den Kinderhütedienst mit einer Umkleidekabine verwechselt und sich ausgezogen. «Es gibt auch Menschen, die ziehen sich in der Kirche um», sagt Bühler. Das sei ihm aber allemal lieber als diejenigen, die an der Kirchenmauer ihr Geschäft verrichten würden.
Positive Erfahrungen
Eine Mutter habe einmal die Betreuer vorgewarnt, ihr Sohn sei kaum zu bändigen. «Sie sagte, wir müssten uns nicht wundern, wenn er plötzlich im Getümmel verschwinde.» Schliesslich habe sie ihm seine Brille mit den dicken Gläsern abgenommen und sei gegangen. Der stark kurzsichtige Sohn blieb halb blind zurück und konnte ohne Brille nicht mehr verschwinden.
Die Betreuer machten positive Erfahrungen mit den Kindern. «Die Kinder sind nie das Problem», sagt Bühler. Sie hätten Freude an den Bastelarbeiten oder an den Spielen. Gewähre man den Kindern ihren Raum, könne sich nämlich auch die «Generation Smartphone» längere Zeit in etwas vertiefen, ist Bühler überzeugt.
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