Zoff mit der Migros: SVPler doppelt nach
Nach dem Widerstand gegen das Ladenprovisorium der Migros gerät wegen Einsprachen nun auch deren Neubauprojekt ins Stocken. Dahinter steckt einmal mehr SVP-Grossrat Stefan Hofer, der mit der Migros seit Jahren auf Kriegsfuss steht.

Es ist ein Projekt, an dem sich die Migros noch eine Weile die Zähne ausbeissen dürfte: der Chappelemärit in Hinterkappelen. Der Grossverteiler möchte dort das in die Jahre gekommene Ladenzentrum abreissen und durch einen Neubau ersetzen. Zusätzlich zum Verkaufsladen soll eine Überbauung mit 35 Wohnungen entstehen.
Bis der neue Komplex steht, will die Migros auf der Wiese schräg vis-à-vis dem heutigen Standort ein Ladenprovisorium errichten. Ein Vorhaben, gegen das unter normalen Umständen kaum etwas spräche.
Seit Jahren zerstritten
Nur: In diesem Fall sind die Umstände eben nicht normal, sondern erheblich erschwert. Und dies durch einen Zufall, der für die Migros blöder nicht sein könnte. Denn ausgerechnet im Wohnblock gegenüber der Provisoriumswiese ist der SVP-Gross- und -Stadtrat Stefan Hofer Stockwerkeigentümer.
Seit Jahren stehen der Politiker und der Grossverteiler auf Kriegsfuss. Angefangen hatte der Streit in Münchenbuchsee. Dort plante Bauunternehmer Hofer beim ehemaligen Restaurant Löwen eine Überbauung – gleich gegenüber einer Migros-Filiale. Die Migros Aare machte damals Einsprache gegen Hofer, unter anderem wegen mehr Parkplätzen, die sie für sich beanspruchte.
Der Streit gipfelte zwischenzeitlich sogar darin, dass Hofer aus dem exklusiven Presidents Club des BSC Young Boys rausgeworfen wurde – angeblich auf Druck der Migros, die den Berner Fussballverein sponsert.
Als diesen Frühling die Pläne des orangen Riesen in Hinterkappelen bekannt wurden, schlug Hofer zurück – und reichte Einsprache gegen das Provisorium ein. «Das Vorhaben der Migros ist schlicht nicht zonenkonform», begründete er seinen Widerstand damals in dieser Zeitung. Bei der Wiese handle es sich um Kulturland. Jedem Bauern, der in seiner Landwirtschaftszone auch nur ein Verkaufshäuschen aufstellen wolle, werde dies verboten, so Hofer im Mai.
Hofer bekämpft auch Neubau
Jetzt, rund zwei Monate später, doppelt der Politiker nach. Diesmal geht es nicht ums Provisorium der Migros, sondern um deren Neubauprojekt selbst. Anfang Woche ist dazu die Einsprachefrist abgelaufen. Laut der Gemeinde Wohlen sind zwei Einsprachen eingegangen – darunter auch eine von Stefan Hofer, wie dieser auf Anfrage bestätigt.
«Es geht mir nicht um persönliche Rache», sagt er. Vielmehr halte er die Pläne der Migros für zu wenig durchdacht. Die Ironie am Ganzen: Konkret stört sich Hofer an den zu wenigen eingeplanten Parkplätzen – ausgerechnet das Argument, das beim alten Disput die Migros gebracht hatte. Von einem Zusammenhang will Hofer jedoch nichts wissen. «Die Parkplatzsituation ist schlicht ungenügend.» Allgemein störe ihn, dass kein Verkehrsgutachten gemacht worden sei, zumal durch die neuen Wohnungen der Verkehr deutlich zunehmen werde.
Ob Hofers Widerstand von Rachegelüsten geleitet ist oder nicht: Fakt ist, dass er vor ein paar Tagen seine Beschwerde gegen das Provisorium weitergezogen hat. Es ist ein Projekt, an dem sich die Migros noch eine Weile die Zähne ausbeissen dürfte.
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