ZoomZurück auf dem Dreesch
Als Kind spielte Norman Hoppenheit in einer Plattenbausiedlung in der DDR. Als Erwachsener kehrte er zurück, um nach seinen Erinnerungen zu suchen.

«Ich bin 1984 geboren, und alles, an was ich mich aus der Zeit im Osten erinnere, sind die schönen Sommer in der Plattenbausiedlung in Schwerin», schreibt Norman Hoppenheit über seine Kindheit. Der Fotograf wuchs im Grossen Dreesch auf, mit 14’000 Menschen eine der grössten Plattenbausiedlungen der DDR. Dreesch bedeutet so viel wie Ödland. Die Siedlung galt damals als modern, luxuriös, als Ort des Aufstiegs.


Dann fiel die Mauer, und Hoppenheits Familie zog in den Westen. Am Grossen Dreesch begann der Zerfall. Immer mehr Wohnungen standen leer, Gebäude wurden rückgebaut, abgerissen. Die Besuche bei den wenigen Verwandten, die blieben, habe er von Mal zu Mal schlimmer empfunden – «da ich im Westen ‹Ossi› genannt wurde und mich nicht mehr mit diesem Ort identifizieren wollte».



Dann aber zog es den heute 36-Jährigen doch zurück. Was ist übrig geblieben von seiner Kindheit, einer Kindheit in einer Diktatur, voller grüner Wiesen, heisser Sommer und spielender Kinder? Seine Suche hielt er in einem Fotoband fest. «Als ich 2016 das erste Mal wieder dort war, habe ich mich direkt heimisch gefühlt. Die Menschen sind mir offen begegnet. Ich war wieder Teil dieser Siedlung.» Und obwohl das Verschwinden des Dreeschs während seiner Arbeit weiterging – die Kaufhalle wurde abgerissen –, habe er durch die Begegnung mit dem Ort und den Menschen einen Teil von sich selbst wiedergefunden.






Seine analog fotografierten Bilder strahlen Ruhe aus, zeigen Szenen des Alltags – Spaziergänge, Wäsche aufhängen, erste Liebe. Der Hund muss raus. Der Dreesch lebt weiter. Der Ort stehe auf eine positive Art still, findet der Fotograf. Das Gemeinschaftsgefühl von damals würde er bis heute spüren. Doch wie lange noch? «Die Siedlung wird mehr und mehr zerfallen und in ein paar Jahren in der heutigen Form verschwinden», glaubt Hoppenheit. Was bleibt, sind seine Bilder.
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'Als Kind spielte Norman Hoppenheit in einer Plattenbausiedlung in der DDR. Als Erwachsener kehrte er zurück, um nach seinen Erinnerungen zu suchen.'
Diese Figur, Erwachsener sucht Spuren seiner Kindheit an deren Ort, habe sich im letzten Jahr mindestens ein Dutzend mal in den TV- Kultursendungen oder im Kulturteil der Zeitungen gelesen, dass es nur noch langweilt.
Wie kommt es zu dieser hochgradigen Uniformität sowohl der Kulturszene als auch der Kulturberichterstattung? Wenn ich Künstler wäre, würde ich beim Auftauchen einer Innovation immer sagen, schön, damit aber leider für mich gestorben. Kunst darf nicht wiederholen, jedenfalls nicht so plump und Berichterstattung darf das nicht unterstützen, indem sie Plagiatoren wie Urheber behandelt.
Damit Kunst Kunst bleibt, muss sie selten sein. Wiederholungen zeigen ein Zuviel an, zu viele Aushilfskünstler, die vor allem oder nur vom Wunsch beseelt sind, davon zu leben, gerade wenn es Wirklichkeit nur das Plagiieren von richtiger Kunst ist.