Zwangsheirat für Lehrer
Die Schule in Konolfingen überlegt sich, ein Basisstufenmodell einzuführen. Kindergarten, 1. und 2. Klasse würden so zusammengelegt. Das wäre vor allem für die Lehrer eine Herausforderung.

Ob ein Basisstufenmodell denn nicht auch negative Aspekte habe, wollte ein Votant wissen, kurz bevor die abendliche Runde aufgelöst zu werden drohte. Konolfingens Schulleiter Bernhard Bacher und Pia Hutzli von der kantonalen Erziehungsdirektion Bern schauten sich kurz an. Doch, klar könne es auch Probleme geben, sagte Hutzli nach einer kurzen Bedenkpause. «Es gab schon Lehrer, welche eine Schule verliessen, weil das Basisstufenmodell eingeführt wurde.»
Hätte der Abend fünf Minuten früher geendet, wäre zum Basisstufenmodell wohl kein einziges kritisches Wort gefallen. An einem Infoanlass wurde das Projekt der Konolfinger Bevölkerung vorgestellt. Bernhard Bacher und Pia Hutzli liessen in ihrer gut einstündigen Präsentation keinen Zweifel daran aufkommen, dass das Modell die optimale Lösung für die Schule der Zukunft ist.
Auf den ersten Blick geht es vor allem um die Klassenorganisation. Statt dass der Kindergarten, die 1. und die 2. Klasse separat unterrichtet werden, bilden sie beim Basisstufenmodell eine Klasse. Geleitet werden diese 18- bis 24-köpfigen Lerngruppen von zwei Lehrern im Teamteaching. Dieses «Vieraugenprinzip» habe viele Vorteile, aber für die Lehrer könne sich das ein bisschen anfühlen, «als sei man verheiratet», sagte Bacher. In Konolfingen ist das Lehrerpersonal aber gewillt, dieses Experiment zu wagen, so der Schulleiter.
Erste Klasse frühestens 2020
Bacher und Hutzli betonten, dass ein Basisstufenmodell vor allem für die Schüler viele Vorteile bringt. Da sich Kinder in diesem Alter unterschiedlich schnell entwickeln, kann ein Basisstufenmodell besser Rücksicht auf die individuellen Bedürfnisse nehmen. Die kleineren Kinder können direkt von den grösseren lernen, was förderlich sei. «Wir würden dieses Modell einführen, weil wir wollen, und nicht, weil wir müssen», sagte Bacher.
Ob das Modell letztlich eingeführt wird, bestimmt Konolfingens Stimmbevölkerung an einer der nächsten Gemeindeversammlungen. Seitens Gemeinderat steht man dem Projekt positiv gegenüber – trotz der höheren Kosten. «Der Mehraufwand beträgt etwa 80 Franken pro Person», sagte Gemeinderat Heinz Suter (BDP). Eine solche Investition in die Bildung lohne sich aber allemal, ist Suter überzeugt. Frühestens 2020 würde die erste Basisstufenklasse unterrichtet werden. Die Konolfinger Lehrer haben also noch etwas Zeit, sich bis zur «Heirat» besser kennen zu lernen.
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